Samstag, 31. August 2013

Teil 9: Metafiktion


Ringtheorie der Erzählhaltungen Teil 9




Hier sind wir also nun, im liiiiiebsten Abschnitt vom Literaturkaninchen angelangt.
Willkommen in der Metafiktion.

Metafiktion ist eine Art der Fiktion in der Literatur, bei der ein Werk seinen eigenen fiktionalen Charakter bewusst thematisiert. Damit steht sie im Gegensatz zu Werken, die versuchen, den Leser die Fiktionalität des Werkes vergessen zu machen. Metafiktion lässt sich also als Literatur begreifen, die von Literatur handelt. Sie beinhaltet gewöhnlich Ironie und ist selbstreflektierend. (Wikipedia)
Für uns hier interessiert im Moment nur ein bestimmter Aspekt der Metafiktion und zwar der Spezialfall eines Romanes, in dem der Autor Erzähler und Figur seines eigenen Werkes ist.
Wie jetzt?
Das Literaturkaninchen hat doch gesagt, dass der Autor niemals derjenige ist, der die Geschichte erzählt, sondern eingeschärft es gäbe immer einen Erzähler und außerdem … wenn der Autor auch die Figur ist, dann schreibt er über sich selbst, ergo schreibt er eine Autobiographie.
Ja, schon.
Das stimmt zwar alles, was Deiner Einer da einwedet (und Hey! Gut aufgepasst!). Aber wenn der Autor nun eine fiktive Autobiographie schreibt? Sich einen anderen Namen gibt? Und auch sonst ziemlich frech ist?


Lieber Leser,
es tut mir sehr leid, aber das Buch, das du gerade in den Händen hälst, ist außerordentlich unerfreulich. Es erzählt die traurige Geschichte von drei sehr bedauernswerten Kindern. Die drei sind klug, charmant und einfallsreich, aber das nützt ihnen gar nichts. Im Gegenteil: Gleich zu Beginn dieses Buches erhalten die Kinder eine schreckliche Nachricht, und auch alles, was ihnen danach passiert, strotzt nur so vor Unheil, Elend und Verzweiflung. Allein in diesem dünnen Buch müssen die drei mit einem widerwärtigen Bösewicht, hässlicher, kratzender Kleidung, einem schrecklichen Feuer und klumpigem Haferbrei zum Frühstück fertig werden. Es ist meine traurige Pflicht, all diese unerfreulichen Dinge niederzuschreiben, aber es ist noch nicht zu spät für dich: Du kannst dieses Buch sofort wieder ins Regal zurückstellen und stattdessen etwas Erfreuliches lesen, wenn dir das lieber ist.
Hochachtungsvoll
Lemony Snicket“

Und da es nicht nur Lemony Snickets traurige Pflicht ist, alles niederzuschreiben, sondern auch zu recherchieren und er bei seinen Recherchen  im Laufe des Buches den drei Kindern auf den Fersen ist und ihnen immer nur um Haaresbreite nicht begegnet, ist Mr Snicket nicht nur Autor und Erzähler, sondern auch eine Figur in seinem Roman.
Natürlich ist „Lemony Snicket“ ein Pseudonym und es wurde viel Getue um die Geheimhaltung des wahren Namens des Autors der „Reihe betrüblicher Ereignisse“ gemacht, so sehr, dass der Autor zu Lesungen nicht erschienen ist, sondern sich von seinem Assistenten Daniel Handler vertreten lassen musste. 
 

Alcatraz Smedry hatte ich euch ja schon vorgestellt.
Erinnert ihr euch?Dies ist meine Geschichte – die Geschichte eines egoistischen, verachtenswerten Idioten. Die Geschichte eines Feiglings.“ So sagt Alcatraz Smedry über sich selbst im Vorwort von „Alcatraz und die dunkle Bibliothek“. Geschrieben von Brandon Sanderson. 
Ich hatte euch den jungen Mann als „First Person Omniscient“ vorgestellt und diese Definition stimmt auch. Aber dieser Roman verschiebt sich ein paar Zeilen weiter in den Fachbereich Metafiktion, mit den Worten: 

„[…] In den Ländern des Schweigens – also den von Bibliothekaren kontrollierten Nationen wie den Vereinigten Staaten, Kanada und England – soll das Buch als Fantasyroman veröffentlicht werden. Lasst euch nicht täuschen! Dies ist keine Fiktion, und mein wirklicher Name ist auch nicht Brandon Sanderson. Beides dient als Tarnung, um das Buch vor Agenten der Bibliothekare zu verbergen.“

Mit der Behauptung „Brandon Sanderson“ sei ein Pseudonym und der wahre Name des Autors der Name der Figur, beginnt ein kleines Verwirrspiel, das die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischt.

Dies ist aber mehr, als nur eine lustige Spielerei, mit der man mehr Witz und Ironie in seine Geschichte bringen kann. Es ist auch die konsequente Weiterführung meiner Regenbogen-Skala der Erzählhaltungen. 
Denn wenn man sich die beiden Endpunkte der Skala anschaut, so sieht man, dass sie sich an der extremsten Ausprägung zur Subjektivität befinden: Der „First Person Omniscient“ ist ein Ich-Erzähler, der seine eigene Geschichte aus seiner sehr subjektiven Sicht erzählt – und der „Omniscient Overt Narrator“, ebenfalls ein „Ich“, der anstatt über sich über Ereignisse berichtet, bei denen er nicht zwangsläufig dabei war. Doch sind diese beiden Erzählhaltungen sich bisweilen recht ähnlich, nämlich immer dann, wenn der „First Person Omniscient“ etwas über andere Personen erzählt oder der „Omniscient overt“ sich zu einem Teil der Handlung macht. Es gibt Texte, die nicht klar einzuordnen sind, sondern sich passagenweise im Bereich zwischen beiden bewegen. 
Konsequent zu Ende gedacht, liegt am Ende der Skala ein Autor, der sich selbst zum Helden seiner Geschichte macht. Dieser Autor braucht kein Pseudonym und er erfindet auch keine Figur:



Bret Easton Ellis: Lunar Park: Roman

„Du siehst dir verblüffend ähnlich“
So lautet der erste Satz von Lunar Park, der in seiner Kürze und Einfachheit eine Rückkehr zur Form, ein Echo auf die erste Zeile meines Debütromans Unter Null darstellen soll.
„Auf den Freeways in Los Angeles werden die Leute auch immer rücksichtsloser.“
Von da an wurden die ersten Sätze meiner Romane, mochten sie noch so geschickt konstruiert sein, immer komplizierter und verschachtelter, überfrachtet mit der sperrigen, überflüssigen Aufzählung von Nebensächlichkeiten. […]
Wie jeder, der den Gang meiner Karriere verfolgt hat, unschwer erkennen kann – falls Literatur tatsächlich zwangsläufig das Innenleben des Schriftstellers bloßlegt -, liefen die Dinge wohl etwas aus dem Ruder und bekamen fatale Ähnlichkeit mit dem, was die New York Times als „mittlerweile kompliziert bis zur Skurrilität … aufgebläht und banal … überdreht“ bezeichnet hatte, und dem mochte ich nicht unbedingt widersprechen. Ich wollte zurück zu den Wurzeln, und obwohl ich hoffte, dass ein schlanker Satz –„Du siehst dir verblüffend ähnlich“ – diesen Prozess in die Wege leiten würde, war mir doch bewusst, dass mehr als eine Aneinanderreihung von Wörtern nötig war, um das Trümmerfeld zu bereinigen, von dem ich mich umgeben sah.
Aber es wäre ein Anfang.“

Eine Autobiographie also? Nun, nur wenn wir die Geschichten auf den nächsten Seiten von Drogen, Alkoholexzessen, Partys mit David Duchovny, mordenden Spielzeugen und in die Realität getretenen Romanfiguren, Glauben schenken wollen. 
In der Fiktion wird eben alles zur Fiktion, selbst der Autor.


Darum fasse sich nun jeder schnell an die Nase, der sich für real hält.


Literaturkaninchens Ringtheorie der Erzählhaltungen




Zusammenfassung: „Metafiktion“ 


- Vermischung von Fiktion und Realität 
- Autor, Erzähler (und manchmal auch die Figur) sind miteinander verschmolzen und erzählen aus der Retrospektive.Der Autor tritt in Erscheinung, benennt sich selbst als Urheber dieser Geschichte und schreibt weiter in der Ich-Form über sich selbst – und nein, ich rede hier nicht von Autobiographien, allerhöchstens von fiktiven Autobiographien, sprich von Käptn Blaubärmäßigem Seemannsgarn, von dem der Autor aber schwört, er hätte das alles erlebt. 
- Spricht Leser direkt an. 
- Zusätzlich wird es für den Leser kompliziert, wenn der Autor sich noch als „unreliable“ Erzähler entpuppt. 
- Ist frei in Zeit und Raum, wenn er erklärt, woher er Kenntnisse über diese Ereignisse hat. 
-Ist nicht an eine Figur gebunden, kann frei von anderen Personen, fiktiven wie nicht fiktiven, berichten wie er will. 
- „Ich“ kann nicht durch „er“ ersetzt werden, der Autor kann aber in den „er“-Modus wechseln und nach Belieben von Figuren erzählen, so viel er lustig ist. 
- Der Autor weiß natürlich, was kommt und kann daher mit Absicht dem Leser Dinge vorenthalten, der Wirkung wegen. 
-„Voice“ der Erzählerfigur  ist hier das A und O. Sie ist sogar so wichtig, dass sie alleiniger Inhalt sein kann. 
- fragmentarisches Erzählen, stream of consciousness, Gedankensprünge, nicht-lineares Erzählen, Träume und Halluzinationen können zu einem Hauptbestandteil der Handlung werden, ohne dass diese dem Leser angekündigt oder gekennzeichnet werden. 
- Fazit: Alles ist erlaubt.



Hausaufgabe:

Nimm dir Schere, Kleber und einen Streifen Tesafilm.

Drucke die Regenbogen-Skala der Erzählhaltung auf deinem Drucker aus.
Rolle sie zusammen, so dass sich der First Person Omniscient“ und der „Omniscient Overt“ in der Metafiktion berühren.
Fixiere das Papier mit einem Streifen Tesa.
Fertig ist deine praktische Ring- Skala der Erzählhaltungen zum Aufstellen!

Freitag, 16. August 2013

Teil 8: Limited Omniscient Narrator


Ringtheorie der Erzählhaltungen Teil 8




Limited Omniscient? Was ist das denn?

Der limited Omniscient Narrator ist ein Allwissender Erzähler, der sein Allwissen nicht in seinem ganzen Potential nutzt.

 Er gibt dem Leser immer nur so viel an die Hand, wie dieser für den Moment wissen muss, d.h. er greift der Handlung niemals vor („Bilbo würde Taten begehen, die ihm niemand zugetraut hätte“) oder wertet („Wawuschels sind sehr liebe Wesen“) wie sein Kollege der Allwissende tun würde, sondern berichtet objektiv als Außenstehender über die Figuren. Dabei nähert er sich also - wie man auf der Skala gut erkennen kann - dem „Objektive Narrator“, der kühl und sachlich berichtet, ohne eigene Meinungen einfließen zu lassen, beinahe wie ein Journalist. Allerdings hat dieser "Journalist" sehr wohl Einblick in Gedanken und Gefühle aller Figuren. Doch er gibt sie dem Leser nur, wenn es ihm in den Kram passt. Häufig limitiert er sich auf einen Einblick in die Hauptfigur obwohl er in alle anderen Figuren schauen könnte
Beispiel:

Der Brief der alles verändern sollte, kam an einem Dienstag. An einem ganz gewöhnlichen Vormittag Mitte April, der nach frisch gewaschener Wäsche und Grasschnitt roch. Harold saß glatt rasiert und im sauberen Hemd mit Krawatte am Frühstückstisch vor seiner Scheibe Toast, die er nicht aß. Er sah aus dem Küchenfenster auf den kurzgeschorenen Rasen hinaus, der an drei Seiten von den blickdichten Bretterzäunen der Nachbarn eingeschlossen war. Mittendrin steckte Maureens Wäschespinne.
„Harold!“, rief Maureen über den Staubsaugerlärm hinweg. „Post!“
Eigentlich wäre er gern hinausgegangen, aber das Einzige, was es draußen zu tun gab, war Rasenmähen, und das hatte er gestern schon erledigt. Der Staubsauger verstummte, und seine Frau erschien mit dem Brief und einem säuerlichen Gesicht. Sie setzte sich Harold gegenüber.
Maureen war eine zierliche Frau mit silbergrauem Bob und flinken Schritten. Als sie sich kennenlernten, war es Harolds größte Freude, sie zum Lachen zu bringen. Zuzusehen, wie sie ihre straffe Haltung verlor und ausgelassen zu zucken begann. „Für dich“, sagte sie. Er wusste nicht, was sie meinte, bis sie einen Umschlag über den Tisch schob und bei seinem Ellbogen liegen ließ. Beide betrachteten ihn, als hätten sie noch nie einen Brief gesehen.
Er war rosa.“


Im allerersten Satz versteckt sich eine kleine Wertung, bzw. ein Ausblick („der Brief, der alles verändern sollte“). Hieran erkennt man sofort einen Omniscient Narrator, denn ein Third Person Erzähler hätte dieses nicht sagen können (die Figur des Harold weiß ja nicht, dass der Brief alles ändern wird). Gefolgt wird der Satz von einer Beschreibung des drinnen und draußen, davon was Harold denkt und sich wünscht, sowie seiner Frau Maureen, die uns allerdings rein äußerlich beschrieben wird. Wir erfahren (hier) nicht, was Maureen denkt, nur dass sie ein säuerliches Gesicht macht. Aus der Sicht eines Third Person Erzählers geschrieben, hätten der Satz lauten müssen: „Er sah Maureen zu ihm in die Küche kommen und bemerkte, dass sie ein säuerlich Gesicht machte“. Ein wenig umständlich, oder?

Der Omniscient Narrator hat es bei Beschreibungen leichter. Er kann wie eine Kamera von außen alles beschreiben, was vor sich geht. Dafür klingt er distanzierter, weswegen viele die Third Person Erzählhaltung vorziehen.

Der Limitierte Omniscient wird häufig mit dem Third Person objective verwechselt.

Denn er hat einen Vorteil: dieser Erzähler kann in eine Third Person Erzählhaltung wechseln (oder zumindest streckenweise so berichten, als würde er personell erzählen, sich quasi in eine Figur „versenken“)- aber nicht umgekehrt.

Der Third Person Erzähler dagegen kann nicht aus der Figur heraustreten und von außen beschreiben.

Eine Third Person Erzählhaltung konsequent durchzuhalten ist daher sehr schwer – hier passieren dem unerfahrenen Autoren die häufigsten Fehler.

Ringtheorie der Erzählhaltungen Teil 8





Noch ein Beispiel:


Lois Duncan:Killing Mr Griffin

„Es war ein stürmischer Frühlingstag, als sie auf die Idee kamen, Mr Griffin zu töten.
Susan McConnell überquerte die Sportanlage in Richtung Schulgebäude. Sie musste sich gegen den Wind stemmen und mit den Händen die Ränder ihrer Brille abschirmen, damit der aufgewirbelte rote Staub ihr nicht in die Augen drang. […] Ich hasse den Frühling, dachte Susan. Ich hasse den Staub und den Wind. Ich wünschte, wir würden irgendwo anders leben. Eines Tages …
Sie benutzte sie oft, diese beiden Worte – eines Tages. […]
Susan drehte sich um und sah David Ruggles auf sich zulaufen. […]
Susan ging neben ihm her und ihre schlechte Laune war auf einmal wie weggeblasen. So schlimm war der Wind letztendlich gar nicht, immerhin hatte er ihr ein Glück beschert, von dem sie niemals zu träumen gewagt hätte – Susan McConnell betrat die Eingangshalle der Del Notre Highschool, Seite an Seite mit dem umwerfend aussehenden, bei allen beliebten David Ruggles, dem Schülersprecher der Oberstufe.
Während der letzten zwölf Monate hatte Susan jede Nacht von David geträumt, zumindest in den Träumen, an die sie sich erinnern konnte.“


Der erste Satz ist wieder eine Vorwegnahme, wie sie nur ein Omniscient Narrator machen darf. Danach folgen Beschreibungen wie sie auch ein Third Person Erzähler tun könnte; bis auf die wertenden Sätze „sie benutzte sie oft, diese beiden Worte – eines Tages …“, „der bei allen beliebte David …“ und „während der letzten Wochen hatte sie jede Nacht von ihm geträumt …“. Hier spricht ein Erzähler, der uns über die Figur informiert. Wenn auch so subtil, dass es sich um die Gedanken der Figur handeln könnte.
Manchmal ist es sehr schwer, einen Third Person Erzähler von einem Limited Omniscient zu unterscheiden.


Hier geschehen die meißten Fehler: der Third Person Erzähler rutscht ins auktoriale und der als auktorial gedachte Erzähler wird personal.

Es bedarf einiger Übung beide voneinander zu unterscheiden und auch sauber durchzuhalten.

(Trick zur Überprüfung: „Er“ kann nicht durch „Ich“ ersetzt werden)





Ein letztes Beispiel:


 Lara Adrian:Gesandte des Zwielichts

„Der Vampir hatte keine Ahnung, dass im Dunkel der Tod auf ihn lauerte. In seiner Gier war er mit allen Sinnen völlig auf die halb nackte Rothaarige in seinen Armen konzentriert, die ihn mit kaum gezügelter Lust betatschte. Zu fiebrig, um zu bemerken, dass sie in seinem Schlafzimmer im Dunklen Hafen nicht allein waren, öffnete er mit einem mentalen Befehl die geschnitzten Türflügel und führte seine willige, keuchende Beute hinein. Die Frau schwankte auf ihren hohen Absätzen, sie entwand sich ihm lachend und drohte mit dem Finger.[…] Er folgte ihr mit bedächtigen Bewegungen, schloss die Tür hinter sich und schlich auf sie zu. […] Außer dem verdeckten bernsteinfarbenen Glühen seiner Augen und dem schwachen Glanz der Sterne auf der anderen Seite der hohen Fenster, die auf das Privatgrundstück des Dunklen Hafens blickten, gab es kein Licht im Raum. Aber als Stammesvampir sah er auch ohne Licht.
Genau wie der andere, der gekommen war, um ihn zu töten.

Aus den Schatten auf der anderen Seite des großen Raumes beobachteten dunkle Augen, wie der Vampir seine Blutwirtin von hinten packte und zur Sache kam. Als die erste kupfrige Duftwolke aus der geöffneten menschlichen Ader drang, schossen die Fänge des Beobachters reflexartig aus seinem Zahnfleisch. Auch er war ausgehungert, mehr, als er zugeben wollte, aber er war zu einem höheren Zweck hierhergekommen, als seine eigenen Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Was er wollte, war Rache.“



Achte darauf, wie hier die Perspektive von einer Figur zu der anderen gewechselt wird. (Von dem Stammesvampir zu seinem Beobachter). Das ist kein Perspektivbruch, sondern hier erzählt ein Limitierter Omniscient Narrator über die Figuren. Er kann also die Sichtweise wechseln, nicht aber die Erzählhaltung.

Zusammenfassung: „Limited Omniscient Narrator“

-        Objektiver Erzähler, der über die Figur erzählt.
-        Außenansicht auf die Figur.
-        Hat Einblick in Gedanken oder Gefühle der Figuren,limitiert sich aber.
-        Erzähler versteckt; kommentiert/wertet nicht, darf Leser nicht direkt ansprechen, kein "ich" des
Erzählers
-        Ausschließlich „reliable“ Erzähler
-        Ist frei in Zeit und Raum, kann über Ereignisse berichten, die die Figur nicht erlebt, ist nicht an eine Figur gebunden, limitiert sich aber.
-        „Er“ kann nicht durch „ich“ ersetzt werden
 
Hausaufgabe

Vergleiche Lara Adrian mit Phillip Pullmans „Der GoldeneKompass“.

Sind dir die Unterschiede klar?

Dies ist die letzte der Erzählhaltungen auf unser regenbogenfarbenen Palette. Mit dem limited omniscient Narrator schließt sich der Kreis und du als Autor hast nun das ganze Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung.
Moment mal, Kreis?
Ja, in der Tat!
Wir kommen nun zu dem Punkt, warum Meiner Einer das ganze „Ringtheorie der Erzählhaltungen“ nennt.
Wenn man sich die Erzählhaltungen als eine Skala vorstellt bei der sich die Stimmen der Erzähler von einer objektiven Mitte zu beiden Seiten immer mehr ins Subjektivere verschiebt, dann kommt man zu der Frage, was am Ende der Skala geschieht.
Das lernt ihr beim nächsten Mal, dann nämlich, wenn wir meine liebste Erzählhaltung einnehmen, die, bei der Figur, Erzähler und Autor miteinander verschmolzen sind.
Das geht doch gar nicht?!
Werdet ihr ja sehen