Montag, 20. Juli 2015

Literaturagenturen - was man als Autor wissen sollte

Business Bunny Bonusartikel




Eigentlich sollte es an dieser Stelle weiter gehen mit Spannungsbögen in Serien und Mehrteilern. Aber mein Projekt, an dem Meiner Einer zur Zeit arbeitet (den ersten Teil einer Jugendbuchtrilogie, der im Januar erscheinen wird, Jeah!) nimmt mich sehr ein, so dass ich nicht dazu komme.
Aber, auf dem Treffen meines Autorenstammtisches letzte Woche bin ich gebeten worden, etwas zu dem Thema „Agenten“ zu sagen, da Meiner Einer 2014 ein Praktikum in einer Literaturagentur absolviert hat. Da das ein Thema ist, das ich in meinem Ebook "Verlagsverträge für Autoren - verstehen und verhandeln" nicht behandelt habe, und da das Thema viele sicherlich interessiert, fasse ich hier für euch auch einmal zusammen, was ich bei unserem Treffen an Erfahrungen und Blick hinter die Kulissen weitergegeben habe.

Zunächst einmal ein bisschen Geschichte: 

Wer sind überhaupt Literaturagenten und was machen die?

Früher ist der Literaturbetrieb ganz ohne Agenturen ausgekommen. Literaturagenten sind in den 80er Jahren entstanden, als die großen Verlagshäuser in New York nicht mehr mit der riesigen Flut an unverlangt eingesandten Manuskripten zurecht kamen, und Assistenten eingestellt haben, die nichts anderes zu tun hatten, als diese Manuskripte zu lesen. Diese Assistenten konnten ebenfalls nicht jedes Manuskript komplett lesen, sondern lasen nur die ersten Seiten evtl. ein wenig quer, und fällten daraufhin bereits  ein Urteil. Diese Lektoratsassistenten („Slushpile-Reader“) reichten die Manuskripte, die ihrer Qualitätsprüfung standhielten an das Lektorat weiter, die es dann erst lasen und evtl. kauften.
Aus den „Slushpile“-Readern entwickelten sich Agenten, die eine Vorprüfung der Manuskripte und Autoren vornehmen und diejenigen, die die Qualitätsprüfung bestehen, an die Lektorate weiterreichen.
Agenten sind also „Talentscouts“, die aus den ihnen zugesandten Manuskripten die Spreu vom Weizen trennen, und für die Verlage eine Vorsortierung vornehmen, was dem Verlag viel Zeit und Arbeit erspart. Für diesen Service bezahlt allerdings nicht länger der Verlag, Autoren bezahlen für die erfolgreiche Vermittlung mit 15 % (bei manchen Agenturen sogar 20%) ihres Honorars.
Bei den großen Verlagen ist es mittlerweile nicht mehr möglich, ohne die Vermittlung durch einen Agenten unterzukommen (obwohl es auch immer einmal wieder Ausnahmen gibt).
Wenn eine Agentur einen Autor unter Vertrag nimmt, so kann es zwei Arten des Vertrages zwischen der Agentur und dem Autor geben: Entweder wird der Autor als Gesamtpaket mit allen seinen bestehenden und zukünftigen Werken unter Vertrag genommen, das bedeutet, dass die Agentur diesen Autor auch in Zukunft vertritt.
Oder der Autor bekommt zunächst einmal einen Vertrag für nur ein einziges Werk angeboten, mit einer Option auf seine nächsten Werke.
Im Normalfall wird eine Agentur Interesse daran haben, ein „Talent“ in seiner Gesamtheit zu vertreten, aber es ist auch möglich, dass ein Krimiautor z.B. mit seinen Krimis bei einer Agentur und mit seiner unter Pseudonym herausgebrachten Romantic Fantasy bei einer anderen Agentur unter Vertrag ist, weil die erste Agentur keine Romantic Fantasy vertritt. Dies geschieht aber nur in Absprache und mit Zustimmung beider Agenturen.

Was eine Literaturagentur für einen tun kann:

-             Vermittlung des Manuskriptes an passende Verlage
-             Verhandeln der Vertrages
-             Aufbereitung der Leseprobe und des Exposés zur Vermittlung an Verlage
-             Überprüfen der Honorarabrechnungen
-             Unterstützung des Autors bei PR Maßnahmen
-             bei Problemen Kommunizieren zwischen Autor und Verlag
-             Beratung zu zukünftigen Projekten/ Marktanalyse
-             Lizenzen vermitteln
-             Vermittlung von Auftragsarbeiten

Was Agenten nicht für einen Autor tun:

-       Händchen halten (Dafür haben sie gar keine Zeit; auch wenn Agenten gerne versuchen für einen da zu sein: Erwarte nicht, dass dein Agent immer und zu jeder Nachtzeit ein Ohr für deine Sorgen, Nöte und Schreibblockaden hat!)
-      Lektorieren /Coachen/ Beibringen, wie man schreibt/ Manuskripte „verbessern“
(wer bei einer Agentur unter Vertrag möchte, sollte sein Handwerk bereits beherrschen.)


Was Agenten nicht für einen Autor tun sollten:

-             Diktieren, was der Autor (als nächstes) schreiben sollte
-             Verträge (ohne Rücksprache mit dem Autor) abschließen
-             Vom Autor eine Vollmacht zur Abschluss von Verträgen fordern
-             Mehr als 15% (oder 20%) der Tantiemen vom Autor nehmen oder Geld für Lektorate oder ähnliche Dienstleistungen verlangen.
-             Verwertungsrechte an dem Werk fordern

Wie wird ein Agent bezahlt?

Ein Agent bekommt in der Regel 15% (bei den ganz großen auch manchmal 20 %) von den Autorenerlösen bei erfolgreicher Vermittlung (und nur dann! Niemals sollte im Vorwege Geld an den Agenten gezahlt werden!) – für die Dauer des Verlagsvertrages. Das kann bedeuten ein Leben lang und bis zu 70 Jahre nach Tod des Autors! (Siehe Business Bunny Teil 11) Selbst wenn der Autor die Zusammenarbeit mit dem Agenten kündigt, so erhält der Agent weiterhin die 15 % für bereits vermittelte Werke.
Der Verlag überweist das Autorenhonorar an den Agenten, dieser zieht seine 15% ab und schickt den Rest zusammen mit der Abrechnung an den Autor.

Wer sind Agenten?

Traditionell sind Agenten ehemalige Lektoren und Verlagsmitarbeiter ohne besondere Qualifikation oder Ausbildung. Und da liegt das Problem: Jeder kann sich Literaturagent nennen und eine Agentur gründen, es ist keine geschützte Berufsbezeichnung.
Viele gute Agenten waren zuvor Angestellte in einer Literaturagentur und haben das Geschäft von der Pike auf an  gelernt – aber es gibt auch viele schwarze Schafe da draußen.
Die wenigsten Agenten haben einen juristischen Hintergrund und sind daher nicht in der Lage, Verträge qualifiziert zu verhandeln. Die großen Agenturen haben dafür eine Rechtsabteilung in der ausgebildete Juristen angestellt sind, aber die kleineren Agenturen verhandeln ohne Fachkenntnisse. Als Autor sollte man daher seinen Verlagsvertrag trotz Agent selber durchchecken, notfalls mit Hilfe eines Rechtsanwalts.
Viele Agenturen geben aber ihre eigenen Verträge heraus. Sie verhandeln nur das Honorar mit dem Verlag und reichen dann dem Verlag ihren Agentursvertrag für Autoren ein, den die Verlage i.d.R. kommentarlos akzeptieren. Als Agentursautor hat man also auch hier ein besseres Standing und bekommt bessere Konditionen geboten, als als Autor ohne Agenten.

Wie bekomme ich einen Agenten?

Man bewirbt sich, genauso wie bei einem Verlag: Mit Exposé, Leseprobe und (Kurz-)Vita.
Genaue Einreichformalien sollte man zuvor auf der Homepage überprüfen. Einen vorherige telefonische Anfrage oder das Nennen eines genauen Ansprechpartners (wie in Amerika gefordert) ist in Deutschland nicht nötig, aber genau wie bei einer Job-Bewerbung sollte man sich mit einem personalisierten Anschreiben Mühe geben und keine Massenanschreiben rausschicken.

Worauf achten Agenten?

Auf dasselbe wie ein Verlag: sie suchen handwerklich gute Manuskripte.
Zusätzlich sind Agenten an einer langfristigen Zusammenarbeit mit ihren Autoren interessiert, d.h. sie suchen nicht nach einer Eintagsfliege, sondern nach Schreibern, die bereit und in der Lage sind, regelmäßig Manuskripte (in unterschiedlichen Genres) zu liefern.
Ein Bonus ist es, wenn der Autor zusätzlich noch eine interessante Persönlichkeit ist, eine (große) Online-Präzens mitbringt, bereits Erfolge vorzuweisen hat (Literaturpreise etc.), oder selbst sehr aktiv ist (eigene Lesungen veranstaltet etc.).

Eine Liste der (seriösen) Agenturen findet ihr hier: http://www.dsfo.de/dsfopedia/index.php/Agenturenliste

Und wer noch Fragen hat, darf das Literaturkaninchen gerne in den Kommentaren löchern.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen