Montag, 24. März 2014

Ich schreibe ein Buch und werde reich


Business Bunny Teil 1


Wie läuft das eigentlich mit Autoren? Bekommen sie eine Gage, ein Gehalt, werden sie ausbezahlt oder am Gewinn beteiligt?
Wer sich noch nie damit befasst hat, hat vielleicht keine (oder eine falsche) Vorstellung davon, was Autoren verdienen und wie sie bezahlt werden, deswegen erklärt euch das Business Bunny (das bin ich !) das jetzt mal.
Ein Autor bekommt kein Gehalt (denn er ist kein Angestellter eines Verlages). Die Arbeit eines Schriftstellers wird auf Honorarbasis vergütet.
Sachtexte und Artikel für Zeitschriften werden per Normseite vergütet, journalistische Texte per Wort.
Im Falle einer Kurzgeschichte oder einer Kolumne erhält der Autor dagegen meistens ein einmaliges Festhonorar, z.B. 100,- Euro für eine Kurzgeschichte. Mit diesem Honorar erwirbt der Herausgeber des Magazins (bzw. der Verlag) das Recht zur Veröffentlichung und Vervielfältigung an dem Werk. (Was genau das bedeutet, wird später noch einmal thematisiert.)
Nur 100,- Euro für eine Kurzgeschichte?
Das erscheint nicht sonderlich viel, ist aber ein üblicher Preis für eine Geschichte von ca. 5-10 Normseiten. Je nach Bekanntheit des Autors und Auflagenhöhe des Magazins kann es auch mehr oder weniger sein.
Mit dieser einmaligen Zahlung ist beim Autor bereits alles abgegolten, am Verkauf der Zeitschrift oder des Magazins wird er nicht weiter beteiligt.

Anders sieht es bei Romanen aus, dort wird der Autor am Verkauf jedes einzelnen Exemplares beteiligt und erhält sog. Tantiemen.

Das ist verständlich, denn schließlich ist seine Kurzgeschichte in einem Magazin nur ein kleiner Beitrag von vielen, während ein Roman ausschließlich aus dem von ihm verfassten Text besteht. Dennoch erhält ein Autor nur einen sehr kleinen Prozentsatz vom Verkauf des Buches, nämlich etwas zwischen 5-10 %.
Das erscheint sehr wenig (ist es auch), aber man darf nicht vergessen, dass der Autor vielleicht den ganzen Text zwischen den Buchdeckeln geliefert hat, dass aber auch noch eine Menge anderer Leute an dem Endprodukt „Buch“ beteiligt waren, und dass nicht nur der Autor daran verdienen will, sondern auch noch der Verlag, der Vertrieb und der Buchhändler, ganz abgesehen von der Druckerei, dem Papierhersteller, dem Coverdesigner, den Marketingleuten, der Presseabteilung, den Lektoren, den Großhändlern, Auslieferern, Lageristen und dem Finanzamt.

Beim Autor kommt am Ende dieser sehr langen Verwertungskette also nur sehr wenig an, und er muss viele viele viele Exemplare verkaufen, damit er seine Miete zahlen kann (geschweige denn auf einen Stundenlohn kommt, der nicht im Centbereich liegt.)

Die Höhe der Tantiemen hängt außerdem davon ab, wie viel der Verlag zahlen kann (ob es sich um einen großen Verlag handelt oder um einen kleinen und ob der Autor ein bekannter Bestsellerautor oder ein unbekannter Neuling ist) und ob das Werk als Taschenbuch, Tradepaperback, Ebook oder Hardcover erscheint. Für Hardcover bekommt der Autor mehr Geld, weil Hardcover teurer sind und weil die Verlage sich von einem Hardcover-Titel mehr versprechen.
Sollte sich ein Titel sehr gut verkaufen, wird üblicherweise ein höherer Prozentsatz ab einem bestimmten Abverkauf vereinbart.

Die Prozentstaffelung sieht in etwa so aus:

Taschenbücher: 6% (bis 25.000 Exemplare)

               7% (bis 50.000 Exemplare)

               8% (bis 100.000 Exemplare)

     9% (danach)* 


Hardcover

               9% (bis 10.000 Exemplare)

              10% (bis 20.000 Exemplare)

              11% (bis 50.000 Exemplare)

              12% danach 

Sehr wichtig: Diese Zahlen sind auf Basis des Nettoladenpreises, das heißt, der Ladenverkaufspreis abzüglich der Mehrwertsteuer von 7% bei Büchern. (bei Ebooks liegt die Mehrwertsteuer sogar bei 19% !)

Hier ein kleines Rechenbeispiel: Ein Buch wird als Taschenbuch zu 10,00 Euro in einer Erstauflage von 1500 Exemplaren veröffentlicht. Bei einer Absatzbeteiligung von 6% vom Nettoladenverkaufspreis ab dem 1. verkauften Exemplar ergibt sich folgende Rechnung: Ladenverkaufspreis 10,00 Euro Vermindert um 7% MwSt. 70 ct. = Nettoladenverkaufspreis 9,30 Davon 6% = 56 ct/verkauftes Exemplar.

Das heißt, der Autor verdient an jedem verkauften Buch 56 Cent.

Sollte die gesamte Erstauflage von 1500 Exemplaren verkauft werden, erhält der Autor 840,- Euro.

Im Hardcover: Ladenpreis 18,90 €, das sind netto 17,50 €. Davon 9% sind 1,57 €. Das ist ja schon mal fast das dreifache als die 56 Cent im Taschenbuch. Pro 1.000 verkaufte Bücher sind das 1570,- €,

Bei 10.000 Exemplaren wären das schon ganze 15.700 €.
Prinzip verstanden?
10.000 Exemplare im Hardcover zu verkaufen, ist aber leider gar nicht so einfach; realistisch ist das leider für die wenigsten Titel.
Eine Auflage von 1500 Exemplaren im Taschenbuch ist da schon reeller. Für einen Kleinverlag ist das schon ein Bestseller, und wenn der Autor es schafft, alle Exemplare zu verkaufen, dann kann er das als Erfolg werten. Und sich über seine 840,- Euro freuen.

Größere Verlage stellen größere Anforderungen und hoffen natürlich, mehr Exemplare an den Mann und die Maus bringen zu können, deswegen starten sie mit einer höheren Auflage von vielleicht 2500 – 5000 Exemplaren. Wenn sie einem Werk nicht zutrauen, nicht mindestens so viel Absatz zu finden, nehmen sie es erst gar nicht unter Vertrag, denn der Aufwand lohnt sich nicht. (Schließlich verdient auch der Verlag nur wenige Cent am Verkauf des Buches, in etwa in Höhe des Autors, doch er muss davon noch viel mehr Ausgaben tilgen als dieser.)
Weil der Verlag also glaubt, er könne locker 5000 Exemplare und mehr verkaufen, zahlt er dem Autor ein Garantiehonorar, den sog. Vorschuß.
Und was es mit dem Vorschuß so auf sich hat, das erklärt euch das Business Bunny beim nächsten Mal, wenn es heißt: Den Vorschuß darfst du behalten. 

(*Disclaimer: Die Prozentangaben der Tantiemen sind ein Beispiel und können von einzelnen Verlagsverträgen abweichen; viele Verlage bieten keine Staffelung der Honorare an oder bieten weniger Prozente. Unter 5% im Taschenbuch sollte aber kein Autor gehen.) 

Mehr zu dem Thema:
  • Wie viel verdienen Autoren?

  • Was bedeuten Tantiemen und Nettoverlagserlös?

  • Was passiert bei Verramschung?

  • Wie kann man die Rechte an seinen Werken zurückbekommen?

  • Welche Rechte sollte man überhaupt an einen Verlag abgeben?

  • Kann man Audio- und Ebookrechte behalten und selbst ausüben?

  • uvm.  kann man in meinem Ebook "Verlagsverträge für Autoren - verstehen und verhandeln" nachlesen. Oder hier in meinem Blog.

Donnerstag, 20. März 2014

Lasst uns über Geschäftliches reden …



Das Literaturkaninchen redet übers Business
Das Literaturkaninchen hat sich für euch in die Höhle des Löwen gewagt, und hat drei Monate lang ein Praktikum in einer Literaturagentur absolviert. Dort hat es einiges gelernt, und will nun seine unendliche Weisheit mit euch teilen, deswegen lasst uns für eine Weile die handwerkliche Seite des Schreibens beiseite lassen und über Geschäftliches reden.
Also über Geld, Verträge und so.
Jaja, ich sehe euch mit den Augen rollen, aber wenn Deiner Einer es mit dem Schreiben tatsächlich ernst meint, dann muss er sich auch über die finanzielle Seite des Geschichtenerzählens Gedanken machen. Dann sollte er anfangen, wie ein Geschäftsmann zu denken und seine Autorenschaft wie eine Selbstständigkeit zu behandeln. Die wirtschaftliche Seite des Schreibens wird von Autoren gerne ignoriert, sie träumen von schnellen Bestsellern oder „wollen doch nur schreiben“. Doch das ist ein Fehler.
Je mehr Deiner Einer über den Literaturbetrieb als Wirtschaftsunternehmen versteht, desto mehr besteht die Chance, dass er auch ein wenig vom Kuchen abbekommt (und sich nicht über den Tisch ziehen lässt.)

Das Business Bunny erklärt euch darum in nächster Zeit, wie das so ist mit den Autorenhonoraren, wie viel ein Autor realistisch verdient, was Tantiemen und Vorschüsse sind, wie Verlagsverträge aussehen und worauf man achten muss, welche Klauseln gefährlich werden können und was man auf keinen Fall tun sollte.

Das ganze erscheint unter einer neuen Rubrik, meinem Alter Ego dem „Business Bunny“ und beginnt gleich nächste Woche mit dem Thema:

Ich schreibe ein Buch und werde reich. 
Und für alle, die jetzt die Ohren zugeklappt haben: Das Kaninchen wird auch wieder über das Schreibhandwerk reden. Versprochen.

Dann werden wir uns einer meiner Lieblingsthemen zuwenden: Dem Schreiben für Serien.

Oder, wer gleich voll ins Thema einsteigen will, dem empfehle ich mein Ebook:
"Verlagsverträge für Autoren - verstehen und verhandeln".