Montag, 9. April 2018

Manuskript- und Plotgutachten

Quelle: pexels.com


 Neulich wurde ich in meiner Schreibgruppe gefragt, wozu ein Manuskriptgutachten eigentlich gut ist, warum man eines in Auftrag geben sollte und was der Unterschied zu einem Plotgutachten sei. Viele wussten gar nicht, dass man so etwas überhaupt in Auftrag geben kann und wie nützlich das für Autoren ist. Daher versuche ich im Folgenden einmal zu erläutern, was die Vorteile sind und worauf man achten sollte.
 
Manuskriptgutachten (im Auftrag der Verlage)

Manuskriptgutachten werden eigentlich nur von Verlagen an (freie) Lektoren in Auftrag gegeben und sind ein internes Dokument, das der Evaluation der eingesandten Exposés und Manuskripte dient. Es besteht aus einer Kurzzusammenfassung des Inhalts (mehr oder weniger aus dem Exposé übernommen), einer Analyse der Stärken und Schwächen des Textes, sowie einer Überprüfung auf Markttauglichkeit und Zielgruppe, gefolgt von einer Empfehlung oder Nicht-Empfehlung zur Veröffentlichung. Dieses Gutachten ist nur für die Augen der Autoren bestimmt, sondern wird alleinig verlagsintern zur Diskussion des Manuskriptes verwendet, und dient der Entscheidung, ob ein Manuskript in das Verlagsprogramm aufgenommen werden soll oder nicht. Hierbei spielen natürlich viele verlagspolitische Faktoren eine Rolle, wie z.B. was ins Programm passt, welche weiteren ähnlichen (Konkurrenz-)-Titel geplant sind und Verkaufszahlen vorangegangener Titel. Diese Art Manuskriptgutachten sind also allein für den Verlag und können nicht von Autoren in Auftrag gegeben oder eingesehen werden.
Manuskriptgutachten (im Auftrag des Autors)

Nun haben sich aber im Laufe der Jahrzehnte viele Lektoren selbstständig gemacht und die Nachfrage der Autoren, warum ihr Manuskript von Verlagen abgelehnt wurde, haben zu einer weiteren Art von Gutachten geführt: Einem Manuskriptgutachten von freien Lektoren, Coaches oder Autorenberatern, die ein Feedback für ein bereits geschriebenes Manuskript erstellen, dass der Autor demnächst Verlagen zusenden möchte. Der Lektor geht in diesem Gutachten auf die Bedürfnisse des Autors ein und schreibt ein Feedback, dass auf Stärken und Schwächen des Textes hinweist, den Plot, die Charakterisierung, das Erzähltempo, den Schreibstil, den Spannungsbogen unter die Lupe nimmt, und auf Lücken in der Handlung, Unstimmigkeiten in der Erzählperspektive, Längen und Abschweifungen im Text hinweist. Er gibt Tipps, macht Vorschläge zur Verbesserung und analysiert auch die Zielgruppe und die Markttauglichkeit — kann aber natürlich nicht für einen bestimmten Verlag sprechen, sondern nur die allgemeine Marktlage und die aktuellen Trends in sein Fazit einbeziehen. Ein solches Feedback enthält natürlich auch immer subjektive Äußerungen (die eines neutralen ersten Testlesers), ist aber der Blick eines Profis auf ein Manuskript und als solches objektiv verfasst und entspricht der Reaktion eines Lektors in einem Verlag, dem das Werk zur Prüfung vorgelegt wird. Als solches ist ein Manuskriptgutachten ein wertvolles Feedback für angehende Autoren, die ihr Werk verbessern, ihre Stärken und Schwächen kennenlernen wollen, bevor sie sich bei einem Verlag bewerben. Die Preise für ein solches Manuskriptgutachten variieren, je nach Kompetenz und Erfahrung des Lektors. Man sollte darauf achten, dass man ein schriftliches Feedback von mindestens 5-7 Seiten erhält, dass das gesamte Manuskript gelesen wird, und der Lektor für weitere Fragen zur Verfügung steht. Dann bekommt man garantiert Hilfestellung, die ihr Geld wert ist!

Plotgutachten (anhand von Exposé oder Gesamtmanuskript)

Nun wurde ich gefragt, was der Unterschied zwischen einem wie obig beschriebenen Manuskriptgutachten und einem Plotgutachten ist. Offiziell gibt es diese Begriffsunterscheidung nicht, aber man kann als Autor natürlich auch „nur“ ein Plotgutachten in Auftrag bei einem freien Lektoren geben, wenn man nur Feedback und Hilfestellung für die Handlung seines Romans braucht. Der Lektor geht dann in seinem Gutachten nur auf den Plot und den Spannungsbogen ein, und sagt z.B. nichts zum Schreibstil, d.h. man kann ein solches Gutachten auch nur aufgrund des Exposés erstellen lassen. Das hat den Vorteil, dass man einen Plot auf Herz und Nieren prüfen lassen kann, bevor man das Manuskript geschrieben hat. Oder man kann sich Hilfe holen, wenn man z.B. in der Handlung feststeckt und nicht weiter weiß, wenn einem das Ende nicht gefällt oder man das Gefühl hat, „etwas stimmt noch nicht“. Ein geübter Lektor sieht schon anhand eines Exposés, wo die Schwächen im Plot sind, und kann so frühzeitig dem Autor Rückmeldung geben, bevor der zahlreiche Stunden in das Schreiben der Szenen und das Ausformulieren investiert hat. Auch die Überprüfung auf Tauglichkeit für die Zielgruppe ist wichtig,  oft mache ich die Erfahrung, dass (Anfänger)-Autoren ihr Genre nicht richtig kennen und wichtige Szenen fehlen, um die Zielgruppe anzusprechen oder das Genre gar ganz verfehlt wird. Das alles kann in einem Plotgutachten besprochen werden. Nicht alle Lektoren bieten diese Form der Hilfestellung an. Wie beim Manuskriptgutachten variieren die Preise, da der Lektor aber nicht ein ganzes Manuskript lesen muss, sondern nur anhand des Exposés und evtl. einer Kapitel-und Szenenliste arbeiten kann, spart er Zeit und das macht Plotgutachten um einiges günstiger als Manuskriptgutachten. Wer also nur die Handlung seines Werkes überprüfen lassen oder Plotprobleme besprechen will, ist hiermit gut beraten. Im Anschluss sollte der Lektor natürlich auch in dieser Variante für Fragen zur Verfügung stehen.

Als Scriptdoktor sind Plotprobleme mein bevorzugtes Gebiet, ausführliche Manuskripgutachten + Plotbesprechungen gibt es bei mir ab 80,-  €, siehe www.scriptdoktor.com
 
Ich freue mich auf Eure Werke!