Business Bunny Teil 23 |
Nachdem Deiner Einer sich nun durch all die Blogposts
gearbeitet hat und sich bestmöglich auf seinen ersten Verlagsvertrag
vorbereitet hat, bleibt die Frage:
Wie verhandele ich
den Vertrag mit meinem Verlag?
Gleich vorweg sei gesagt: Keine Angst vor Verhandlungen!
Viele Autoren befürchten, es würde ein schlechtes Bild auf
sie werfen, wenn sie unangebrachte Forderungen stellen, dass sie als schwierig
gelten könnten oder die gute Beziehung zu ihrem Verlag oder Lektor gefährden
oder sie haben gar Angst, dass der Verlag sein Angebot zur Veröffentlichung
zurückziehen könnte, wenn der Autor zu viele Änderungen im Vertrag wünscht.
Deswegen wünschen sich viele einen Agenten, der die Verhandlungen übernimmt und
möchten ansonsten nichts mit dem Vertrag, den Honoraren und den einzelnen
Klauseln zu tun haben.
Aber das ist eine Einstellung, die den Autor über kurz oder
lang schädigen kann. Auch wenn man einen Agenten hat, der einen rechtlich berät
und vertritt, so muss man doch immer noch verstehen, was es ist, das der Agent
da für einen verhandelt hat und im Zweifelsfalle sogar eingreifen, weil man
andere Klauseln oder Bedingungen wünscht, als der Agent. Der Autor ist es, der
den Vertrag unterschreibt, genau wie einen Kaufvertrag zu einem Haus. Der Agent
ist nur der Makler.
Im „Uschtrin Handbuch für Autorinnen und Autoren“ steht:
„Ihr Vertrag regelt
die Veröffentlichung Ihres Werkes, an dem sie lange gearbeitet haben.
Verhandeln, verhandeln, verhandeln Sie den Vertrag! Wenn Sie verhandeln,
steigen Sie in der Achtung Ihres Gegenübers, er zollt Ihnen mehr Respekt und
begegnet Ihnen auf Augenhöhe. Dies ist der Anfang für ein stabiles und gutes
Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Verlag. Verlage leben von ihren Autoren.
Und sie wissen auch, dass Sie als Autor und Autorin Rechte haben. Seien Sie
sich dessen bewusst und nutzen Sie sie auch!“ * Zitat: Tobias
Kiwitt „Handbuch für Autorinnen und
Autoren“ S. 638, Uschtrin Verlag 8.
Auflage 2015
Der Vertrag, den der Verlag zusendet, ist ein erstes Angebot
des Verlages, dass der Autor annehmen oder ablehnen kann. Nichts an einem Verlagsvertrag
ist unveränderbar, alles kann verhandelt werden.
Was mache ich also,
wenn ich einen Verlagsvertrag erhalte?
Zunächst einmal geht Deiner Einer ihn in Ruhe durch. Es
besteht kein Grund zur Eile, Verlage arbeiten langsam und sie erwarten nicht, dass
der Vertrag in den nächsten Tagen unterschrieben zurückkommt.
Vertragsverhandlungen können sich über Wochen oder sogar Monate hinziehen.
Markiere alles im Vertrag, das dir komisch vorkommt, dass
vom Normvertrag abweicht oder dass du nicht verstehst. Frage bei einzelnen
Formulierungen nach, was sie bedeuten. Frage aber nicht nur deinen Lektor, der
im Verlag für dich zuständig ist. Dein Lektor wird dich beschwichtigen, dass
die Klausel keine Bedeutung hat, nie zum Einsatz kommt, nicht so streng
ausgelegt werden wird, wie sie klingt… Bedenke: Du schließt den Vertrag nicht
mit deinem Lektor oder deiner Lektorin ab, die vermutlich eine sehr nette
Person ist, die du eventuell bereits persönlich kennengelernt hast oder am
Telefon mit ihr gesprochen und die dein Manuskript gelesen hat und es mag. Du
schließt den Vertrag mit dem Verlagshaus ab, und im Fall von großen
Publikumsverlagen sind das internationale Konzerne (wie z.B. Bertelsmann.)
Sollte es zu Streitigkeiten oder Schwierigkeiten kommen, gelten die Regelungen
im schriftlichen Vertrag, nicht, was dir dein Lektor oder deine Lektorin
mündlich versprochen hat. Wenn alles gut läuft, unterschreibt man, heftet den
Vertrag in einem Ordner ab und holt ihn nie wieder hervor. Aber was ist, wenn
deine Lektorin/ dein Lektor den Verlag verlässt und woanders arbeitet? Wenn das Imprint, bei dem dein Werk
erscheinen sollte, eingestampft wird oder der Verlag von einem Großkonzern
geschluckt wird und dein Werk nun unter „ferner liefen“ behandelt wird?
Lasse alle Klauseln, die dir nicht gefallen, wie z.B. die
Options- und die Wettbewerbsklausel streichen oder verlange, dass sie
umformuliert wird, so dass sie dir nicht mehr schaden kann. Verlange höhere
Tantiemen, niedrigere Vertragslaufzeiten und eine Regelung für den Rechterückruf
bei Ebooks. Versuche, nicht alle Rechte an den Verlag abzugeben.
Dafür musst du nichts weiter tun, als dem Verlag ein
Gegenangebot zu machen – hierfür reicht häufig eine einfache Email mit deinen
Forderungen. Der Verlag wird auf die Forderungen eingehen oder einen Kompromiss
anbieten. Überlege, ob du mit dem Kompromiss leben kannst.
Wenn nicht, wenn es Klauseln oder Formulierungen im Vertrag
gibt, die dir nicht schmecken – dann sei
bereit zu gehen!
Ernsthaft.
Du bist so weit gekommen, ein Verlag will dein Buch
veröffentlichen! Die Chance ist groß, dass auch andere ein Interesse an deinem
Werk haben werden. In Zeiten von Ebooks und Selfpublishing ist niemand mehr
gezwungen, einen Deal einzugehen, der einen ans Verlagshaus bindet oder
schlecht vergütet ist. Der Vertrag gilt für die nächsten Jahre, hier werden
Weichen für deine Karriere als Schriftsteller gestellt. Verkaufe dich nicht
unter Wert! Lasse dich nicht aufs Kreuz legen.
Ziehe eine klare Linie – bevor du in Verhandlungen mit
deinem Verlag trittst – was für dich verhandelbar ist und was auf gar keinen
Fall. Wenn der Verlag eine Klausel oder Kondition fordert, mit der du nicht
leben kannst – dann sage nein und lehne das Veröffentlichungsangebot ab.
Suche dir einen anderen Verlag bei dem dein Werk besser
aufgehoben ist.
Die meisten Autoren denken, sie säßen am kürzeren Hebel,
aber Fakt ist, dass zu dem Zeitpunkt an dem ein Verlag einen Vertrag an einen
Autor herausschickt, der Verlag bereits in das Werk und den Autoren investiert
hat. Das Werk wurde gelesen, im Gremium besprochen und bereits im Programm
eingeplant. Evtl. hat der Verlag sogar schon Vorschauen gefertigt.
Oder wie bei jeder Art der Verhandlung (und beim Poker): Tue
zumindest so, als wäre dir der Verkauf/Vertrag nicht wichtig. Bluffe, du seist
bereit lieber auf die Veröffentlichung zu verzichten, als schlechte Bedingungen
zu akzeptieren.
Oder noch besser - sei es wirklich.
Viel Glück!
Alle Artikel der Business Bunny-Reihe werden noch einmal
überarbeitet und zusammengefasst in einem Ebook erscheinen!
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Ein Nachschlagewerk für Autoren, die Verlagsverträge verstehen und verhandeln wollen.
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