Dienstag, 21. April 2015

Wie verhandele ich Verlagsverträge?



Business Bunny Teil 23


Nachdem Deiner Einer sich nun durch all die Blogposts gearbeitet hat und sich bestmöglich auf seinen ersten Verlagsvertrag vorbereitet hat, bleibt die Frage:

Wie verhandele ich den Vertrag mit meinem Verlag?

Gleich vorweg sei gesagt: Keine Angst vor Verhandlungen!

Viele Autoren befürchten, es würde ein schlechtes Bild auf sie werfen, wenn sie unangebrachte Forderungen stellen, dass sie als schwierig gelten könnten oder die gute Beziehung zu ihrem Verlag oder Lektor gefährden oder sie haben gar Angst, dass der Verlag sein Angebot zur Veröffentlichung zurückziehen könnte, wenn der Autor zu viele Änderungen im Vertrag wünscht. Deswegen wünschen sich viele einen Agenten, der die Verhandlungen übernimmt und möchten ansonsten nichts mit dem Vertrag, den Honoraren und den einzelnen Klauseln zu tun haben.
Aber das ist eine Einstellung, die den Autor über kurz oder lang schädigen kann. Auch wenn man einen Agenten hat, der einen rechtlich berät und vertritt, so muss man doch immer noch verstehen, was es ist, das der Agent da für einen verhandelt hat und im Zweifelsfalle sogar eingreifen, weil man andere Klauseln oder Bedingungen wünscht, als der Agent. Der Autor ist es, der den Vertrag unterschreibt, genau wie einen Kaufvertrag zu einem Haus. Der Agent ist nur der Makler.
Im „Uschtrin Handbuch für Autorinnen und Autoren“ steht:

Ihr Vertrag regelt die Veröffentlichung Ihres Werkes, an dem sie lange gearbeitet haben. Verhandeln, verhandeln, verhandeln Sie den Vertrag! Wenn Sie verhandeln, steigen Sie in der Achtung Ihres Gegenübers, er zollt Ihnen mehr Respekt und begegnet Ihnen auf Augenhöhe. Dies ist der Anfang für ein stabiles und gutes Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Verlag. Verlage leben von ihren Autoren. Und sie wissen auch, dass Sie als Autor und Autorin Rechte haben. Seien Sie sich dessen bewusst und nutzen Sie sie auch!“ * Zitat: Tobias Kiwitt „Handbuch für Autorinnen und Autoren“ S. 638,  Uschtrin Verlag 8. Auflage 2015

Der Vertrag, den der Verlag zusendet, ist ein erstes Angebot des Verlages, dass der Autor annehmen oder ablehnen kann. Nichts an einem Verlagsvertrag ist unveränderbar, alles kann verhandelt werden.

Was mache ich also, wenn ich einen Verlagsvertrag erhalte?

Zunächst einmal geht Deiner Einer ihn in Ruhe durch. Es besteht kein Grund zur Eile, Verlage arbeiten langsam und sie erwarten nicht, dass der Vertrag in den nächsten Tagen unterschrieben zurückkommt. Vertragsverhandlungen können sich über Wochen oder sogar Monate hinziehen.
Markiere alles im Vertrag, das dir komisch vorkommt, dass vom Normvertrag abweicht oder dass du nicht verstehst. Frage bei einzelnen Formulierungen nach, was sie bedeuten. Frage aber nicht nur deinen Lektor, der im Verlag für dich zuständig ist. Dein Lektor wird dich beschwichtigen, dass die Klausel keine Bedeutung hat, nie zum Einsatz kommt, nicht so streng ausgelegt werden wird, wie sie klingt… Bedenke: Du schließt den Vertrag nicht mit deinem Lektor oder deiner Lektorin ab, die vermutlich eine sehr nette Person ist, die du eventuell bereits persönlich kennengelernt hast oder am Telefon mit ihr gesprochen und die dein Manuskript gelesen hat und es mag. Du schließt den Vertrag mit dem Verlagshaus ab, und im Fall von großen Publikumsverlagen sind das internationale Konzerne (wie z.B. Bertelsmann.) Sollte es zu Streitigkeiten oder Schwierigkeiten kommen, gelten die Regelungen im schriftlichen Vertrag, nicht, was dir dein Lektor oder deine Lektorin mündlich versprochen hat. Wenn alles gut läuft, unterschreibt man, heftet den Vertrag in einem Ordner ab und holt ihn nie wieder hervor. Aber was ist, wenn deine Lektorin/ dein Lektor den Verlag verlässt und woanders arbeitet?  Wenn das Imprint, bei dem dein Werk erscheinen sollte, eingestampft wird oder der Verlag von einem Großkonzern geschluckt wird und dein Werk nun unter „ferner liefen“ behandelt wird?
Lasse alle Klauseln, die dir nicht gefallen, wie z.B. die Options- und die Wettbewerbsklausel streichen oder verlange, dass sie umformuliert wird, so dass sie dir nicht mehr schaden kann. Verlange höhere Tantiemen, niedrigere Vertragslaufzeiten und eine Regelung für den Rechterückruf bei Ebooks. Versuche, nicht alle Rechte an den Verlag abzugeben.
Dafür musst du nichts weiter tun, als dem Verlag ein Gegenangebot zu machen – hierfür reicht häufig eine einfache Email mit deinen Forderungen. Der Verlag wird auf die Forderungen eingehen oder einen Kompromiss anbieten. Überlege, ob du mit dem Kompromiss leben kannst.
Wenn nicht, wenn es Klauseln oder Formulierungen im Vertrag gibt, die dir nicht schmecken – dann sei bereit zu gehen!
 
Ernsthaft.

Du bist so weit gekommen, ein Verlag will dein Buch veröffentlichen! Die Chance ist groß, dass auch andere ein Interesse an deinem Werk haben werden. In Zeiten von Ebooks und Selfpublishing ist niemand mehr gezwungen, einen Deal einzugehen, der einen ans Verlagshaus bindet oder schlecht vergütet ist. Der Vertrag gilt für die nächsten Jahre, hier werden Weichen für deine Karriere als Schriftsteller gestellt. Verkaufe dich nicht unter Wert! Lasse dich nicht aufs Kreuz legen.
Ziehe eine klare Linie – bevor du in Verhandlungen mit deinem Verlag trittst – was für dich verhandelbar ist und was auf gar keinen Fall. Wenn der Verlag eine Klausel oder Kondition fordert, mit der du nicht leben kannst – dann sage nein und lehne das Veröffentlichungsangebot ab.
Suche dir einen anderen Verlag bei dem dein Werk besser aufgehoben ist.
Die meisten Autoren denken, sie säßen am kürzeren Hebel, aber Fakt ist, dass zu dem Zeitpunkt an dem ein Verlag einen Vertrag an einen Autor herausschickt, der Verlag bereits in das Werk und den Autoren investiert hat. Das Werk wurde gelesen, im Gremium besprochen und bereits im Programm eingeplant. Evtl. hat der Verlag sogar schon Vorschauen gefertigt.
Oder wie bei jeder Art der Verhandlung (und beim Poker): Tue zumindest so, als wäre dir der Verkauf/Vertrag nicht wichtig. Bluffe, du seist bereit lieber auf die Veröffentlichung zu verzichten, als schlechte Bedingungen zu akzeptieren.

Oder noch besser - sei es wirklich. 

Viel Glück!

Alle Artikel der Business Bunny-Reihe werden noch einmal überarbeitet und zusammengefasst in einem Ebook erscheinen!

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