Keine Sorge, Hilfe ist unterwegs: “Save the Cat!“ - Blakes Snyders Beat Sheet.
Auf der Suche nach einem
Schreibratgeber, der eine Geschichte etwas feiner unterteilt, als
bloß in zwei Wendepunkte und „etwas dazwischen“, wurde mir von
drehbuchschreibenden Kollegen das Buch „Save the Cat!“ von Blake
Snyder ans Herz gelegt.
Drehbuchschreiber haben eine ganz
andere, erfrischende Herangehensweise an Geschichten, als
Romanschreiber. Sie reden von Stoffen, Sequenzen, Pitch und Settings
… und die Eingeweihten unter ihnen auch von Beats.
Was sind Beats?
Blake Snyder hat eine Formel für das
Drehbuchschreiben aufgestellt, indem er die einzelnen Akte in weitere
kleine Einheiten zerlegt und diese mit ihrer Aufgabe und Position
innerhalb des Textes benennt.
Deiner Einer mag eine solche Formel zu steif und zu einengend vorkommen; mir nicht. Die Beats sind allgemein gehalten, wie man den Inhalt ausführt, wie man die geforderte Aufgabe eines Beats umsetzt, darin liegt ja die Kreativität. Was für Blake Snyder allerdings unveränderlich ist, ist die Position. Er gibt sogar exakte Seitenangaben, wann ein Beat zu erscheinen hat, also zum Beispiel der
1. Wendepunkt auf Seite 25 (wohlgemerkt eines Drehbuches).
Deiner Einer mag eine solche Formel zu steif und zu einengend vorkommen; mir nicht. Die Beats sind allgemein gehalten, wie man den Inhalt ausführt, wie man die geforderte Aufgabe eines Beats umsetzt, darin liegt ja die Kreativität. Was für Blake Snyder allerdings unveränderlich ist, ist die Position. Er gibt sogar exakte Seitenangaben, wann ein Beat zu erscheinen hat, also zum Beispiel der
1. Wendepunkt auf Seite 25 (wohlgemerkt eines Drehbuches).
Nur da und nirgendwo anders.
Das sind Anforderungen, wie sie das
Blockbuster-Kino Hollywoods tatsächlich stellt und ein Schreiber,
der an die großen Studios verkaufen will, tut gut, sich daran zu
halten.Wir Romanschreiber aber haben mehr Freiheiten.
Dennoch macht es Sinn, sich mit der Gewichtung der einzelnen Teile seiner Geschichte Mühe zu geben.
So sollte der 1. Akt 25%, der 2.Akt 50%
und der 3.Akt wiederum 25% einer Geschichte ausmachen.
Weicht man allzusehr von dieser Daumenregel ab, läuft man Gefahr, dass sein Manuskript offBalance ist, man also Teile hat, die zu lang sind und den Leser mitunter langweilen.
Andere Autoren haben sich die Mühe gemacht, die Seitenangaben von Blake Snyder von Drehbuchangabe auf Normseiten eines Romanmanuskriptes umzurechnen, das geht am besten mit diesem praktischen Beat-Sheet-Rechner.
Weicht man allzusehr von dieser Daumenregel ab, läuft man Gefahr, dass sein Manuskript offBalance ist, man also Teile hat, die zu lang sind und den Leser mitunter langweilen.
Andere Autoren haben sich die Mühe gemacht, die Seitenangaben von Blake Snyder von Drehbuchangabe auf Normseiten eines Romanmanuskriptes umzurechnen, das geht am besten mit diesem praktischen Beat-Sheet-Rechner.
Aber was genau sind denn nun die einzelnen Beats aus Save the Cat?
Man findet dort im 1. Akt so altbekannte Sachen wie den „Catalyst“ = den auslösenden Moment, der bei Blake Snyder aber nicht mit dem ersten großen Wendepunkt identisch ist.
Das war die erste Erleuchtung für mich:
Es gibt einen auslösenden Moment, ein
Ereignis (eine Katastrophe, ein Angebot, einen Call-to-action) doch
dieses führt nicht unmittelbar zu einer Reaktion, sondern ist
gefolgt von einem Moment des Zögerns und des Nachdenkens („Debate“)
bevor der „Break in Act II“ erfolgt, dem großen Wendepunkt I
also.
Dieser Wendepunkt sollte aus einer freiwilligen Entscheidung des Protagonisten heraus entstehen, keinesfalls sollte der Protagonist gezwungen werden oder keine andere Wahl haben. Es gibt immer eine andere Wahl (auch wenn diese unangenehm ist.) Ohne diese Entscheidung des Protagonisten gäbe es keine Geschichte. Er entscheidet sich für die Handlung.
Dann kommt der zweite Akt und auch
dort wartet eine Überraschung auf mich: Blake Snyder findet in
Geschichten einen „Midpoint“: der zweite Akt ist noch einmal
sauber in zwei Hälften unterteilt.Dieser Wendepunkt sollte aus einer freiwilligen Entscheidung des Protagonisten heraus entstehen, keinesfalls sollte der Protagonist gezwungen werden oder keine andere Wahl haben. Es gibt immer eine andere Wahl (auch wenn diese unangenehm ist.) Ohne diese Entscheidung des Protagonisten gäbe es keine Geschichte. Er entscheidet sich für die Handlung.
Das macht Sinn!
Dieser Midpoint sorgt für einen Umbruch in der Geschichte, der nicht nur in den meißten Filmen visuell sichtbar ist, weil er z.b. von einer hellen Stimmung in eine düstere wechselt, sondern auch emotional spürbar. Von hier an wird für den Protagonisten alles schlimmer.
Man könnte also beinahe von einem dritten Wendepunkt in der Mitte der
Geschichte sprechen.
Gerne würde ich hier näher auf die
einzelnen Beats eingehen und sie euch in einer Kurzzusammenfassung
vorstellen, aber das wäre nicht fair.
Diese Beats und die Theorie
dahinter machen den Kern von Blake Snyders Werk aus, und wer sich
dafür interessiert, sollte seinen Ratgeber kaufen. Der Autor (der
inzwischen verstorben ist) hat mit seinen „Beat
Sheets“ Generationen an Hollywoodautoren beeinflußt und sein Ansatz
wird noch immer von den Großen gelehrt. Das Buch „Save the Cat!“ ist ein Klassiker unter den How-to-Drehbuch-Ratgebern und mit seinen günstigen 11,- Euro in der Ebook-Version die Anschaffung allemal wert. Nicht nur wegen der darin detailliert erklärten „Beats“, sondern auch wegen seiner unkonventionellen und genialen Klassifizierung von Genres.
Der launige Ton und Blakes
augenzwinkernde Anekdoten über Hollywood haben das Buch insgesamt
sofort zu einem meiner Lieblingsratgeber werden lassen.Sheets“ Generationen an Hollywoodautoren beeinflußt und sein Ansatz
wird noch immer von den Großen gelehrt. Das Buch „Save the Cat!“ ist ein Klassiker unter den How-to-Drehbuch-Ratgebern und mit seinen günstigen 11,- Euro in der Ebook-Version die Anschaffung allemal wert. Nicht nur wegen der darin detailliert erklärten „Beats“, sondern auch wegen seiner unkonventionellen und genialen Klassifizierung von Genres.
Aber sowas von!
Die Universelle Story- Struktur
Blake Snyders Beat Sheet (und ähnliche Plotmodelle) bieten eine Plotstruktur, die sich an dem antiken Dramenmodell der 3-Akte orientiert und mit deren Hilfe man die Handlung eines Romans in obligatorische Szenen hinunterbrechen kann. Nachdem man die Grundidee festgehalten hat (Die Hauptfigur und ihr Ziel, das sie erreichen will, sowie die antagonistische kraft, die sich ihr entgegenstellt), fängt man an, die einzelnen Szenen stichwortartig auf Index-Karten festzuhalten.
Index-Karten sind deshalb so gut dafür geeignet, weil sie
einen zwingen, bei kurzen Notizen zu bleiben, so dass man nicht zu sehr ins
Ausformulieren gerät, und weil sie außerdem problemlos in der Reihenfolge
durchgetauscht werden können. Am besten breitet man alle Szenen-Karten vor sich
aus (auf einem breiten Tisch oder dem Fußboden) oder hängt sie an die Wand, um
einen Überblick zu bekommen. Die Szenen sollten dann der Chronologie der
Ereignisse nach ausgebreitet werden — aber nicht vergessen: Eine Erzählung muss
nicht chronologisch sein, sie kann vorgreifen oder Rückblenden enthalten!
Wenn man noch nicht für alle Plotpoints eine Idee hat, so
lässt man diese erstmal aus, und platziert eine leere Index-Karte. So bekommt
man einen guten Überblick, welche Plotpoints (Beats) in der Geschichte noch
fehlen, und wo man sich noch Gedanken machen muss.
Blake Snyders Beat- Sheet (ergänzt durch ein paar Scriptdoktor Plotpoints!)
1)
Opening
image (Einführung
der Hauptfigur): Ein charakterisierender Schnappschuss aus dem Alltag der
Hauptfigur, knapp bevor sich ihr Leben auf den Kopf stellt und sich alles
ändert.
2)
Set
up:
Einführung aller weiteren wichtigen Figuren, Elemente und des Gefühls, dass
etwas nicht stimmt und eine Änderung geschehen wird.
3)
Theme
stated
(Nennung des Themas): Die Wahrheit, Aussage oder Erfahrung, die die Hauptfigur
durchlaufen muss, auch wenn sie sie an dieser Stelle noch nicht versteht oder
gar verneint. Das Thema stellt eine moralische Frage/ Dilemma, die am Ende
beantwortet werden muss.
4)
Catalyst / Inciting
Incident (Auslöser): etwas
geschieht, dass das normale Leben der Hauptfigur auf den Kopf stellt; das
Ereignis, dass den Hauptkonflikt auslöst; der Ruf ins Abenteuer. Der Antagonist
tritt hier häufig in Erscheinung.
5)
Debate
(Zögern):
Die Hauptfigur zögert, das Abenteuer anzunehmen; Was steht auf dem Spiel? wird formuliert
6)
Break in Act II (Aufbruch
in den II. Akt): Die Hauptfigur trifft die Entscheidung, den Ruf des Abenteuers
anzunehmen, sich dem Problem zu stellen und ihr Ziel aktiv zu verfolgen.
7)
B-Story (Nebenhandlung):
Der Konflikt einer Nebenfigur (die vielleicht bereits in 2)Set up vorgestellt
wurde) wird eingeführt oder vertieft. Normalerweise ergänzt die B-Story das Hauptthema
oder beleuchtet es von einer
anderen Seite. Sidekicks, Buddys und Loveinterests, aber auch Mentoren und
Feinde können hier auftreten.
8)
Promise
of the premise (Fun and Games):
Die Hauptfigur in ihrer neuen
Welt; hier wird
die Prämisse erfüllt. Handelt es
sich um einen Actionthriller, gibt es hier eine Verfolgungsjagd, bei einer
Liebesgeschichte eine Liebesszene, in einer Komödie etwas zu lachen und in
einem Krimi die Verfolgung von Spuren.
9)
Temporary
Triumph (vorübergehender Triumpf): Bei der Verfolgung ihres Ziels erlebt die
Hauptfigur entweder kurzzeitigen Erfolg oder einen Misserfolg. In jedem Fall
verkompliziert sich das Problem und das Tempo und die Spannung steigt.
10) Midpoint (Reversal): Der
Midpoint stellt die exakte Mitte des Buches dar. Hier muss etwas geschehen,
dass alles, was die Hauptfigur bisher erreicht oder verstanden hat, wieder in
Frage stellt. Neue Informationen, falsche Fährten, Verrat, Geheimnisse und
Lügen sorgen dafür, dass die Hauptfigur ihr Ziel nicht auf dem Weg erreichen
kann, den sie bisher eingeschlagen hatte.
11)
Bad
guys close in (Bösewichter schlagen zu): Der Antagonist oder seine Helfer treten auf
den Plan und stellen dem Helden weitere Hürden in den Weg. Kommt es zum Kampf,
verliert der Held.
12)
All is
lost
(Alles ist verloren): Für den Helden sieht es schlecht aus: Seine Pläne sind
gescheitert, sein Ziel in unerreichbare Ferne gerückt, der Antagonist hat
(scheinbar) gewonnen. An dieser Stelle tritt häufig der Tod auf (ein Mentor,
Freund oder Verbündeter stirbt.)
13)
Dark
night of the soul (Düsterster Moment): Der Held ist am Ende und an dieser Stelle tritt seine
innere Wunde zutage (sein want/ need kämpfen gegeneinander), alle Hoffnung
scheint verloren.
14)
Break in Act III (Aufbruch in den III. Akt): Eine
neue Information, Eingebung oder die Hilfe eines Verbündeten (häufig durch die
B-Story) schüren wieder Hoffnung. An dieser Stelle erkennt die Hauptfigur manchmal
ihren inneren Konflikt (Need) und was sie braucht, um ihr Ziel zu erreichen.
Sie trifft die Entscheidung, es ein letztes Mal zu versuchen und sich dem
Antagonisten zu stellen. Ab hier gibt es kein Zurück!
15)
Final
obstacle (Final Obstacle): Manchmal gibt es noch eine letzte Hürde (einen
Handlanger, eine Falle, oder ein Problem aus der B-Story) zu überwinden, bevor
der Held auf den Antagonisten trifft.
16)
Showdown (Finale): Die Hauptfigur tritt in ihrer neuen, stärkeren, erleuchteten
Version dem Antagonisten gegenüber und es kommt zur finalen Konfrontation. Der
Held hat seine Lektion aus dem Thema gelernt und wendet all seine neuen
Erkenntnisse, Fähigkeiten oder Waffen gegen den Antagonisten an und erreicht sein
Ziel.
17)
Pay
off theme (Die Moral von der Geschichte): Die Lehre, die die Hauptfigur gezogen
hat, wird ausgesprochen.
18)
Resolution
(Auflösung): Alle noch offenen Handlungsstränge werden gelöst und auch die B-Story
zu einem Abschluss geführt.
19)
Final
Image: Der
Held kehrt häufig zurück in seine alte Welt, aber er ist verändert. Spiegelung
zum 1) opening image.
Wenn man dieser Struktur folgt und die einzelnen Punkte
stichwortartig für sich festhält, kommt man schon auf ein ziemlich gutes
Skelett. Wie du siehst. Man kann dieses jetzt nutzen, um ein Exposé oder eine
ausführliche Synopsis zu schreiben, um sich bei Verlagen zu bewerben. Oder man
hangelt sich an diesem Gerüst lang, und schreibt seine Geschichte. Man hat ja
jetzt schon alle wichtigen Szenen und muss diese nur noch ausformulieren.
Natürlich passiert es, dass man beim Schreiben feststellt,
dass etwas nicht funktioniert, oder dass man neue, bessere Ideen bekommt. Das ist
in Ordnung, dann passt man sein Gerüst (seine Index-Karten) einfach an.
Viele nutzen diese Methode um Projekte vor dem Schreiben zu
durchdenken; dabei experimentieren sie mit den Positionen der einzelnen Szenen,
fügen welche hinzu, oder verschieben sie. Das kann bei manchen Projekten einige
Zeit in Anspruch nehmen; vor allem die wichtigen Wendepunkte (Break in Act I,
Break in Act II und der Midpoint) sowie das Finale bereiten einem manchmal
Probleme. Es kann viel Zeit und viel Brainstorming in Anspruch nehmen, die
Lösung für ein Plotproblem zu finden. Aber mit Hilfe der Indexkarten kann man
ein Projekt gut in der Schublade haben und immer mal wieder daran feilen.
Wem echte Index-Karten zu aufwändig sind, weil er keinen Platz
hat, diese an die Wand zu hängen oder auszubreiten, der kann auf
Schreibprogramme wie Scrivener oder Papyrus zurückgreifen, die Index-Karten
symulieren.
Wenn man dieser
Struktur folgt und die einzelnen Punkte stichwortartig für sich
festhält, kommt man schon auf ein ziemlich gutes Skelett. Oder man
stellt fest, dass man instinktiv sich in seinem ersten Entwurf
bereits daran gehalten hat.
Auch zum
Überprüfen und Redigieren eines fertigen Textes ist die Blake
Snyder Methode sehr hilfreich.
Aristoteles hätte
es gefallen.
Oder, Ari?„Denn es ist ebenso wie bei der Malerei. Denn wenn einer die schönsten Farben ohne Plan auftrüge, so würde er weniger angenehmen Effekt machen, als wenn er ein Bild mit der Kreide zeichnete.“ - Aristoteles
Genau.
Save the Cat: The Last Book on Screenwriting You'll Ever Need
Hier geht es weiter mit dem Wendepunkt II, das Herz deiner Story!