Als Autor einer Serie hat man ein weiteres Problem, das Autoren von Romanen, die für sich stehen, nicht hat: Wie geht man mit der stetig wachsenden Hintergrundgeschichte um?
Soll man als Autor davon ausgehen,
dass die Leser Buch 1 und 2 der Serie ebenfalls gelesen haben? Oder sollen die
einzelnen Bände der Serie auch für Leser funktionieren, die mitten drin
einsteigen?
Frischt man die Handlung wieder auf, indem man was vorher geschah
noch einmal zusammenfasst, langweilt man vielleicht die Fans, die mit den
Details vertraut sind und schnell in das neue Abenteuer einsteigen wollen, aber
wenn man gar keine fürs Verständnis nötigen Informationen wiederholt, verwirrt
man die Leser, die die Vorgänger-Bände zwar kennen, aber sich nicht mehr allzu
gut daran erinnern können.
Nicht vergessen: Als Autor ist man vertraut mit allen
Details und Hintergründen, aber als Leser liegt vielleicht ein langer Zeitraum
(manchmal Jahre) zwischen der Lektüre des letzten Bandes. Neueinsteiger und
Wiedereinsteiger in die Serie sollten an die Hand genommen werden.
Wie macht man das am besten?
Es gibt mehrere Möglichkeiten.
Zunächst einmal kann man eine
tatsächliche Zusammenfassung „Was bisher geschah“ an den Anfang des Buches
stellen. Diese sollte nach Möglichkeit nicht länger als 1-2 Seiten lang werden
und sich auf die wichtigsten Höhepunkte und Informationen beschränken. Der
Vorteil ist, dass Leser, die mit der Serie vertraut sind, diesen Abschnitt
einfach überspringen können, der Nachteil ist, dass neue Leser sich von den
geballten Informationen abgeschreckt fühlen könnten. Dennoch arbeiten viele
langjährige SF und Fantasy-Serien mit so einer vorangestellten Zusammenfassung,
und je nach Komplexität und Laufzeit der Serie kann eine solche Zusamenfassung
unabdingbar sein.
Eine andere Möglichkeit ist die eines Prologes. Ein Prolog
ist ja ein Vorwort und kann verschiedene Formen haben. So kann z.B. der
Erzähler oder sogar der Autor einleitend ein paar Worte zur Erklärung sagen,
aber ein Prolog kann auch Teil der Handlung sein, nur dass diese räumlich,
zeitlich oder personal vom Rest der Handlung getrennt ist. So können in einem
Prolog Figuren zu Wort kommen, die über der Handlung stehen (wie Götter o.ä.)
oder die im weiteren Verlauf der Handlung nicht mehr vorkommen werden oder nur
eine untergeordnete Rolle spielen werden. So ein Prolog kann z.B. ein Flashback
oder Flashforward sein und dem Leser als ausgestaltete Szene Informationen über
die zukünftige Handlung geben; es kann auch ein Brief, ein Zeitungsbericht oder
ein Tagebucheintrag sein.
Oder zwei Figuren unterhalten sich in einem Dialog über das, was geschehen
ist.
Welche Form man auch wählt, man sollte es immer vermeiden,
einen sog. Infodump dem Leser zu servieren. Der Leser ist immer am Fortgang der
Geschichte interessiert. Daher sollten ihm nur so viele Informationen wie
unbedingt nötig und nur zu dem Zeitpunkt, an dem sie angebracht sind, serviert
werden. Offene Fragen, was in der Vergangenheit passiert sein mag, erhöhen
sogar die Spannung, daher reicht es, vorangegangene Ereignisse anzudeuten. (Und
wenn der Leser wirklich so neugierig darauf ist, was vorher geschehen ist, dann
soll er sich halt das Vorgänger-Buch kaufen ;)
Wichtige Informationen und Hintergrundgeschichten sollten
organisch in die Handlung eingefügt werden. Dabei darauf achten, dass die
Informationen immer aus der Perspektive der Figur erhalten werden, die am
meisten davon beeinflusst wird.
Z.B. erklärt Harry Potter in Buch 2 der Reihe die Regeln für
Quidditch einem neuen Schüler. Harry selbst sind die Regeln bekannt, und das
Buch ist aus seiner Sicht geschrieben, daher braucht Harry selbst die
Spielregeln nicht neu zu lernen. Aber die Leser sind eventuell nicht mit den
Quidditchregeln vertraut oder brauchen eine Auffrischung. Einfache Lösung:
Harry erklärt die Regeln in einer Szene jemand anderem.
Die Hauptfigur einer Serie wird im Laufe der Zeit viele
Ereignisse durchleben und Narben und Erinnerungen mit sich tragen. All die
vorangegangene Handlung früherer Bände zählt nun zur Hintergrundgeschichte der
Hauptfigur und sollten in seinem Verhalten und seinen Motivationen Rechnung
tragen. Hin und Wieder sollte zu den Ereignissen der vorangegangenen Bände
Bezug genommen werden. Das schafft ein nostalgisches Gefühl bei den Fans und
Neugierde bei neuen Lesern.
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