Warum nur ein einziges Buch schreiben? Warum nicht gleich
eine Trilogie?
Es gibt viele gute Gründe, nicht bloß einen einzelnen Roman
zu schreiben, sondern gleich eine Serie. Serien sind wieder in Mode. Während noch
vor ein paar Jahren Trilogien, Mehrteiler und Serien von Debutautoren nicht
gerne verlegt wurden, sind sie jetzt wieder auf dem Vormarsch. Warum? Ein
Mehrteiler ist für den Verlag immer ein finanzielles Risiko. Wenn der erste
Band sich nicht gut verkauft, wird es schwer, die vertraglich zugesicherten
weiteren Bände bei Buchhändlern unterzubringen. So manche vom Autor auf mehrere
Bände geplante Trilogie wurde vom Verlag gestoppt und die geplanten Folgebände
nie geschrieben. Frustrierend für Leser und Autoren.
Mit Aufkommen des Ebooks erleben Mehrteiler wieder eine
Renaissance: digitale Ausgaben sind weniger risikobehaftet für den Verlag und
Leser wünschen sich Ebooks eher in kürzerer Form zum Lesen auf dem Tablet oder
Smartphone. Ideal für Serien mit kurzen episodenhaften Bänden. Auch im Fernsehen
erleben Serien einen Aufschwung und eine nie gekannte Qualität. Man denke nur
an so aufwändige Produktionen wie „Game of Thrones“ oder so brilliant
geschriebene Serien wie „Breaking Bad“, „Lost“ oder „The Sopranos“, die neue
Maßstäbe setzen.
Serien machen Sinn, denn einmal etabliert bringen sie eine
eingebaute Fangemeinschaft mit, die weitere Folgen kaufen wird: Serien haben
treue Fans und können geradezu süchtig machen. Ein einzelner Band als
Neuerscheinung in einer Ebookreihe bringt Aufmerksamkeit für alle Bücher in der
Reihe und führt zu weiteren Käufen. Indie-Autoren haben es für sich
festgestellt: die beste Werbung für ein Buch ist ein weiteres Buch.
Erst Recht, wenn es ein Buch in einer Serie ist.
Leser, die einmal mit einer Serie begonnen haben, werden in
den meisten Fällen auch alle weiteren Bände kaufen, selbst wenn ein Band einmal
nicht so gut sein sollte wie seine Vorgänger, denn der Leser hat emotional
bereits in die Serie investiert und interessiert sich oder identifiziert sich
mit den Charakteren und will wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Während ein
Einzel-Roman, der nicht gefällt, dazu führen kann, dass der Leser diesen Autor
ganz fallen lässt.
Langzeitserien haben den Effekt, dass die Charaktere für den
Leser wie Freunde oder Familie werden - sie haben einfach so viel Zeit mit den
Figuren verbracht und sie lieben gelernt, dass sie sie nicht gehen lassen
wollen und mehr verlangen. Dieser Wunsch nach mehr führt dann oft zu Sequels,Prequels, Interquels und Trilogien, sowohl bei Romanen als auch bei Filmen.
Man denke nur an die berühmte Figur des Sherlock Homes, bei
der die Leser einfach nicht akzeptieren wollten, dass der berühmte Detektiv in den
Reichenbachfällen gestorben sein sollte. Die Trauer um die fiktive Figur war so
groß, dass Fans in London schwarze Trauerbänder um ihren
Oberarm oder schwarze Krawatten trugen und das Magazin „The Strand“, in dem die
Geschichten veröffentlicht wurden, verlor 20.000 Abonnenten. Der Autor, Sir Arthur Conan Doyle, ließ unter dem Druck und dem großen finanziellen Anreiz seine
Figur schließlich wieder auferstehen.
„A test of
a good novel is dreading the last chapter“ – Thomas Helm
Serien und Mehrteiler geben dem Leser das Versprechen, das
nach dem letzten Kapitel nicht Schluss sein muss, dass die Abenteuer dieser
Figuren weitergehen. Dass der Leser noch mehr Zeit mit ihnen verbringen
darf.
Das ist ein Versprechen an den Leser und gleichzeitig eine
Bürde für den Autor. Serien und Mehrteiler verlangen ein hohes Maß an Arbeit
von ihrem Erschaffer. Es muss nicht nur eine Figur und eine Storyline über
einen einzigen Band, sondern über mehrere (evtl. sogar dutzende) oder im Fall von
Fernsehserien hunderte Folgen gespannt werden, jede so sorgfältig geplant und
ausgeführt wie bei einem Einzelroman. Serien brauchen multiple Konflikte, viele Ideen
und facettenreiche Charaktere, die immer wieder überraschen.
Wenn Deiner Einer daran denkt, wie viel Arbeit ein einziger Roman
ist, so kann der Gedanke an eine ganze Reihe von Bänden erschreckend sein. Arthur
Conan Doyle wollte seine Figur Sherlock Homes loswerden, um Zeit für seine
historischen Romane und Abhandlungen zu haben, die in seinen Augen mehr wert waren, als seine Detektivgeschichten. Eine Serie wird einen Autor über
Jahre beanspruchen.
Auf der anderen Seite bedeutet das Kreieren einer Serie aber
auch, dass nach einer Weile – wenn die anfängliche Planerei und das
Weltenerschaffen erledigt wurde – das Schreiben immer leichter fallen kann und
die einzelnen Bände relativ schnell herunter geschrieben werden können, weil
die Welt und ihre Figuren bereits vertraut sind.
Die Reaktionen und das Feedback der Leser und Fans einer
Serie können einen Autor während des langen Schreibprozesses bei der Stange
halten und ihm sogar neue Ideen und konstruktive Kritik bringen. Serienautoren
erfahren, was gut ankommt und was Fans nicht mögen, und können im Gegensatz zum
Einzelroman diese Erfahrungen in das Verfassen weiterer Bände einfließen lassen.
Wer mit dem Gedanken spielt, eine Serie oder einen
Mehrteiler zu schreiben, tut dies üblicherweise aus drei verschiedenen Gründen:
- Ein auf einen Einzelband geplanter Roman fühlt sich nach Abschluss noch nicht fertig an; Deiner Einer hat Ideen wie es weitergehen könnte und die Figuren lassen dir einfach keinen Frieden. Autoren können sich genau wie Fans in ihre Figuren regelrecht verlieben und sie gehen zu lassen, kann sehr schwer fallen. Manchmal hat ein Autor nach einem eigentlich bereits abgeschlossenen Roman noch so viel mehr Ideen, und die Geschichte lässt ihm einfach keine Ruhe, so dass er einfach weiter schreiben muss. Wenn die Leser das genauso sehen - umso besser.
- Deiner Einer plant von Anfang an, eine Trilogie, Serie oder einen Mehrteiler zu schreiben (noch bevor ein einziges Wort geschrieben worden ist.) Glückwunsch! Du hast die Möglichkeit, deine Serie zu planen und zu organisieren. Manchmal ist eine Idee einfach für eine Serie geeignet und manchen Autoren kommen beim Brainstorming automatisch multiple Storylines in den Sinn, die sich über eine mehrere Bände erstrecken könnten. Sie haben Anfang und Ende einer ganzen Serie im Sinn, mit Bänden dazwischen. Jetzt heißt es eine Outline der einzelnen Bände zu verfassen und den Ausgang festzulegen.
- Ein Verlag gibt eine Serie, Trilogie oder einen Mehrteiler in Auftrag. Die Autoren, die die einzelnen Bände schreiben sollen, werden vom Lektor ausgesucht und Plot und Storyline werden als Exposé vom Verlag an die Autoren herausgegeben. Die Koordination der ganzen Serie liegt in den Händen des Lektors, der häufig auch den Plot entworfen hat. Die engagierten Autoren haben bisweilen gar keinen Kontakt untereinander und jeder schreibt für sich, so z.B. bei großen Serien wie Star Treck, Star Wars oder Tie-ins von Computerspielen. Der Lektor schreibt die „Serienbibel“ und hält sie aktuell, so dass Hintergrundgeschichten, Charaktere, Spannungsbögen und Details konsistent bleiben und es liegt in seiner Verantwortung, die Kontinuität zu wahren. Bei anderen Serien schreiben die Autoren miteinander, Brainstormen gemeinsam, führen die Serienbibel selbst, mailen, chatten und tauschen ihr Geschriebenes aus, so dass sie untereinander abgleichen können.
In den nächsten Wochen gebe ich hier Tipps zum „Planen und
Schreiben von Trilogien, Mehrteilern und Serien“, was vor allem Autoren der
Kategorie 2 und 3 zu Gute kommen wird. Aber auch wenn Deiner Einer zu der
Kategorie 1 gehört und bereits ein Buch geschrieben hat und jetzt mit dem
Gedanken spielt, daraus weitere Bände zu machen, so wird es hier alles zum
Planen und Organisieren eines solchen Projektes geben.
Doch zunächst einmal:
Doch zunächst einmal:
Hab mir überlegt meinen Urlaub dieses Jahr in einem ruhigen Hotel am Kalterer See zum schreiben zu nutzen... Dein Artikel hat mir sehr geholfen einen Einstieg zu finden und ich fühle mich jetzt schon ein Stück weit besser vorbereitet... Besten Dank
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