Donnerstag, 5. Juli 2012

To heck with suspense !

Das Literaturkaninchen (also Meiner Einer) ist beim Lesen über einen Schreibtip von Mr Kurt Vonnegut gestolpert:


Give your readers as much information as possible as soon as possible. To heck with suspense. Readers should have such complete understanding of what is going on, where and why, that they could finish the story themselves, should cockroaches eat the last few pages.”


Bagombo Snuff Box: Uncollected Short Fiction (New York: G.P. Putnam’s Sons 1999)


Da muß ich mir doch jetzt glatt mal die Äuglein rubbeln! To heck with suspense !?!
Und ich kann nicht umhin, mich zu fragen: Was würde der Altmeister Alfred Hitchcock dazu sagen? Ihm schreibt man zu, den Begriff des Suspense erfunden oder zumindest geprägt zu haben. Suspense ist ein Begriff für Spannung und meint eine Hinhaltetaktik, das absichtliche Zurückhalten von Informationen für den Leser oder Zuschauer und das geschickte Hinstreuen von Andeutungen, die auf eine bedrohliche Situation hindeuten.
Alfred Hitchcock galt als Meister des Suspense. Im englischen gilt Suspense sogar als Genre, einer bestimmten Subart des Thrillers. Ein ganzes Genre, das auf dem Prinzip des Suspense aufbaut.
Wie kann Kurt Vonnegut es also wagen?
So it goes.
Er hält nicht viel davon, den Leser künstlich lange im Dunkeln tappen zu lassen und immer nur mit kleinen Infostückchen zu füttern. Er meint, man solle dem Leser so früh wie möglich, so viel wie möglich an Informationen geben, über das wo und wieso, dass der Leser ganz klar vorausahnen kann, wo die Geschichte hinführt.
Hm.
Er scheint kein Fan von überraschenden Wendungen, offenen Fragen, nagenden Zweifeln, felljuckender Spannung zu sein.
Seine Empfehlung scheint dahinzuführen, dass man eine Situation und Konflikt ganz klar aufbaut und dann den Stein ins Rollen bringt, so dass Protagonist und Leser nichts anderes können, als den Berg herunterzurennen um dem rollenden Stein zu entkommen. Unausweichlich auf das Ziel zu.
Joa, das kann auch spannend sein.
Ich weise Herrn Vonnegut aber darauf hin, dass seine eigenen Geschichten alles andere als geradlinig sind.
Ich hätte nie im Leben „Slaughterhouse Five“ zuende schreiben können, anhand der Informationen auf den ersten Seiten, wenn Kakerlaken die letzen Seiten weggemampft hätten.
Nie im Leben.
(Was hoffentlich nicht passiert. Grad noch mal nachgesehen. Die Bibliothek im Kaninchenbau ist sehr sauber, sehr gut gefüllt und sehr sehr kakerlakenfrei. Wenn hier einer Bücher knabbert, dann bin ich das!)
What the heck meint Vonnegut also?


„Give your reader as much information as soon as possible.” - Vonnegut


versus


 “Suspense is like a woman. The more left to the imagination, the more the excitement.” – Hitchcock


Wer hat Recht?
Ich denke, ich schlag mich auf die Seite von meinem alten Kumpel Hitchi.
Der hatte schließlich auch mehr Ahnung von Weibern …







2 Kommentare:

  1. Absolut toller Blog, da ich selber schreibe sind deine Tipps hilfreich :)
    https://captainbooksweb.wordpress.com

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    1. Hallo Captain Books, ich weiß, ich habe meinen Blog in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Es wird bald wieder neue Schreibtipps von mir geben, daher freue ich mich sehr über deinen Kommentar!

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