Business Bunny Bonusartikel |
Eigentlich sollte es an dieser Stelle weiter gehen mit
Spannungsbögen in Serien und Mehrteilern. Aber mein Projekt, an dem Meiner
Einer zur Zeit arbeitet (den ersten Teil einer Jugendbuchtrilogie, der im
Januar erscheinen wird, Jeah!) nimmt mich sehr ein, so dass ich nicht dazu
komme.
Aber, auf dem Treffen meines Autorenstammtisches letzte
Woche bin ich gebeten worden, etwas zu dem Thema „Agenten“ zu sagen, da Meiner
Einer 2014 ein Praktikum in einer Literaturagentur absolviert hat. Da das ein Thema ist, das ich in meinem Ebook "Verlagsverträge für Autoren - verstehen und verhandeln" nicht behandelt habe, und da das Thema viele sicherlich interessiert, fasse ich hier für euch auch einmal zusammen, was ich bei unserem Treffen an
Erfahrungen und Blick hinter die Kulissen weitergegeben habe.
Zunächst einmal ein bisschen Geschichte:
Wer sind überhaupt Literaturagenten und was machen die?
Früher ist der Literaturbetrieb ganz ohne Agenturen
ausgekommen. Literaturagenten sind in den 80er Jahren entstanden, als die
großen Verlagshäuser in New York nicht mehr mit der riesigen Flut an unverlangt
eingesandten Manuskripten zurecht kamen, und Assistenten eingestellt haben, die
nichts anderes zu tun hatten, als diese Manuskripte zu lesen. Diese Assistenten
konnten ebenfalls nicht jedes Manuskript komplett lesen, sondern lasen nur die
ersten Seiten evtl. ein wenig quer, und fällten daraufhin bereits ein Urteil. Diese Lektoratsassistenten („Slushpile-Reader“)
reichten die Manuskripte, die ihrer Qualitätsprüfung standhielten an das
Lektorat weiter, die es dann erst lasen und evtl. kauften.
Aus den „Slushpile“-Readern entwickelten sich Agenten, die eine
Vorprüfung der Manuskripte und Autoren vornehmen und diejenigen, die die
Qualitätsprüfung bestehen, an die Lektorate weiterreichen.
Agenten sind also „Talentscouts“, die aus den ihnen
zugesandten Manuskripten die Spreu vom Weizen trennen, und für die Verlage eine
Vorsortierung vornehmen, was dem Verlag viel Zeit und Arbeit erspart. Für
diesen Service bezahlt allerdings nicht länger der Verlag, Autoren bezahlen für
die erfolgreiche Vermittlung mit 15 % (bei manchen Agenturen sogar 20%) ihres Honorars.
Bei den großen Verlagen ist es mittlerweile nicht mehr
möglich, ohne die Vermittlung durch einen Agenten unterzukommen (obwohl es auch
immer einmal wieder Ausnahmen gibt).
Wenn eine Agentur einen Autor unter Vertrag nimmt, so kann
es zwei Arten des Vertrages zwischen der Agentur und dem Autor geben: Entweder
wird der Autor als Gesamtpaket mit allen seinen bestehenden und zukünftigen
Werken unter Vertrag genommen, das bedeutet, dass die Agentur diesen Autor auch
in Zukunft vertritt.
Oder der Autor bekommt zunächst einmal einen Vertrag für nur
ein einziges Werk angeboten, mit einer Option auf seine nächsten Werke.
Im Normalfall wird eine Agentur Interesse daran haben, ein „Talent“
in seiner Gesamtheit zu vertreten, aber es ist auch möglich, dass ein
Krimiautor z.B. mit seinen Krimis bei einer Agentur und mit seiner unter
Pseudonym herausgebrachten Romantic Fantasy bei einer anderen Agentur unter
Vertrag ist, weil die erste Agentur keine Romantic Fantasy vertritt. Dies
geschieht aber nur in Absprache und mit Zustimmung beider Agenturen.
Was eine Literaturagentur für einen tun kann:
- Vermittlung
des Manuskriptes an passende Verlage
- Verhandeln
der Vertrages
- Aufbereitung
der Leseprobe und des Exposés zur Vermittlung an Verlage
- Überprüfen
der Honorarabrechnungen
- Unterstützung
des Autors bei PR Maßnahmen
- bei
Problemen Kommunizieren zwischen Autor und Verlag
- Beratung
zu zukünftigen Projekten/ Marktanalyse
- Lizenzen
vermitteln
- Vermittlung
von Auftragsarbeiten
Was Agenten nicht für einen Autor tun:
- Händchen halten (Dafür haben sie gar keine Zeit; auch wenn Agenten gerne versuchen für einen da zu sein: Erwarte nicht, dass dein Agent immer und zu jeder Nachtzeit ein Ohr für deine Sorgen, Nöte und Schreibblockaden hat!)
- Lektorieren
/Coachen/ Beibringen, wie man schreibt/ Manuskripte „verbessern“
(wer bei einer Agentur unter Vertrag möchte, sollte sein Handwerk bereits
beherrschen.)
Was Agenten nicht für einen Autor tun sollten:
- Diktieren,
was der Autor (als nächstes) schreiben sollte
- Verträge
(ohne Rücksprache mit dem Autor) abschließen
- Vom
Autor eine Vollmacht zur Abschluss von Verträgen fordern
- Mehr als 15% (oder 20%) der Tantiemen vom Autor nehmen oder Geld für Lektorate oder ähnliche Dienstleistungen verlangen.
- Mehr als 15% (oder 20%) der Tantiemen vom Autor nehmen oder Geld für Lektorate oder ähnliche Dienstleistungen verlangen.
- Verwertungsrechte
an dem Werk fordern
Wie wird ein Agent bezahlt?
Ein Agent bekommt in der Regel 15% (bei den
ganz großen auch manchmal 20 %) von den Autorenerlösen bei erfolgreicher
Vermittlung (und nur dann! Niemals sollte im Vorwege Geld an den Agenten
gezahlt werden!) – für die Dauer des Verlagsvertrages. Das kann bedeuten ein
Leben lang und bis zu 70 Jahre nach Tod des Autors! (Siehe Business Bunny Teil 11) Selbst wenn der Autor die Zusammenarbeit mit dem Agenten kündigt, so erhält
der Agent weiterhin die 15 % für bereits vermittelte Werke.
Der Verlag überweist das Autorenhonorar an
den Agenten, dieser zieht seine 15% ab und schickt den Rest zusammen mit der
Abrechnung an den Autor.
Wer sind Agenten?
Traditionell sind Agenten ehemalige
Lektoren und Verlagsmitarbeiter ohne besondere Qualifikation oder Ausbildung.
Und da liegt das Problem: Jeder kann sich Literaturagent nennen und eine
Agentur gründen, es ist keine geschützte Berufsbezeichnung.
Viele gute Agenten waren zuvor Angestellte
in einer Literaturagentur und haben das Geschäft von der Pike auf an gelernt – aber es gibt auch viele schwarze Schafe da draußen.
Die wenigsten Agenten haben einen
juristischen Hintergrund und sind daher nicht in der Lage, Verträge
qualifiziert zu verhandeln. Die großen Agenturen haben dafür eine
Rechtsabteilung in der ausgebildete Juristen angestellt sind, aber die
kleineren Agenturen verhandeln ohne Fachkenntnisse. Als Autor sollte man daher seinen
Verlagsvertrag trotz Agent selber durchchecken, notfalls mit Hilfe eines
Rechtsanwalts.
Viele Agenturen geben aber ihre eigenen
Verträge heraus. Sie verhandeln nur das Honorar mit dem Verlag und reichen dann
dem Verlag ihren Agentursvertrag für Autoren ein, den die Verlage i.d.R.
kommentarlos akzeptieren. Als Agentursautor hat man also auch hier ein besseres
Standing und bekommt bessere Konditionen geboten, als als Autor ohne Agenten.
Wie bekomme ich einen Agenten?
Man bewirbt sich, genauso wie bei einem Verlag:
Mit Exposé, Leseprobe und (Kurz-)Vita.
Genaue Einreichformalien sollte man zuvor
auf der Homepage überprüfen. Einen vorherige telefonische Anfrage oder das
Nennen eines genauen Ansprechpartners (wie in Amerika gefordert) ist in
Deutschland nicht nötig, aber genau wie bei einer Job-Bewerbung sollte man sich
mit einem personalisierten Anschreiben Mühe geben und keine Massenanschreiben rausschicken.
Worauf achten Agenten?
Auf dasselbe wie ein Verlag: sie suchen
handwerklich gute Manuskripte.
Zusätzlich sind Agenten an einer langfristigen
Zusammenarbeit mit ihren Autoren interessiert, d.h. sie suchen nicht nach einer
Eintagsfliege, sondern nach Schreibern, die bereit und in der Lage sind,
regelmäßig Manuskripte (in unterschiedlichen Genres) zu liefern.
Ein Bonus ist es, wenn der Autor zusätzlich
noch eine interessante Persönlichkeit ist, eine (große) Online-Präzens
mitbringt, bereits Erfolge vorzuweisen hat (Literaturpreise etc.), oder selbst sehr aktiv ist (eigene
Lesungen veranstaltet etc.).
Eine Liste der (seriösen) Agenturen findet
ihr hier: http://www.dsfo.de/dsfopedia/index.php/Agenturenliste
Und wer noch Fragen hat, darf das
Literaturkaninchen gerne in den Kommentaren löchern.